Erdgas-Pipeline für LNG-Terminal Wilhelmshaven zur Hälfte fertig
Ende des Jahres soll über Wilhelmshaven Flüssigerdgas importiert werden. Für den weiteren Transport wird eine neue Pipeline gebaut. Die Arbeiten gehen voran.
- Andreas Wilkens
- mit Material der dpa
Die Pipeline für das Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven ist zur Hälfte fertiggestellt. Damit liegen die Bauarbeiten für die rund 26 Kilometer lange Wilhelmshavener Anbindungsleitung (WAL) im Zeitplan, wie der Gasnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) der dpa mitteilte. "Wir befinden uns mit dem Bau der WAL auf Kurs", sagte Projektleiter Franz-Josef Kissig. "Alle Projektbeteiligten arbeiten weiterhin ohne Unterbrechung konzentriert und motiviert daran, dass wir die Leitung am 20. Dezember in Betrieb nehmen können." Ab dem 21. Dezember soll nach früheren Angaben der Landesregierung LNG über das Terminal angelandet werden.
Die unterirdische Leitung ist notwendig, um das ebenfalls im Bau befindliche LNG-Terminal mit dem nächsten Anschluss an das Gas-Fernleitungsnetz im ostfriesischen Etzel (Landkreis Wittmund) zu verbinden. Der Pipeline-Bau wurde am 19. August von den Behörden genehmigt. Mit einem Teil der Bauten wurde bereits Ende Juni vorzeitig begonnen. Der zügige Baubeginn wurde durch das LNG-Beschleunigungsgesetz des Bundes ermöglicht.
Zurzeit verlegen zwei Bautrupps die Rohre und arbeiten von Norden und Süden aufeinander zu, erklärt OGE. Mittlerweile wurden alle 1569 Rohre, die von einer Tochterfirma des Stahlunternehmens Salzgitter gefertigt wurden, über die Schiene nach Wilhelmshaven gebracht. Zudem wird weitere Infrastruktur errichtet, dazu gehören Anlagen, um den Gasdruck zu regeln und zu messen.
10 Milliarden Kubikmeter jährlich
Über die Leitung soll das angelieferte Flüssigerdgas nach seiner Umwandlung in gasförmigen Zustand ins deutsche Netz eingespeist werden. Anfangs soll die Leitung eine jährliche Kapazität bis zu 10 Milliarden Kubikmetern haben. Deutschland verbrauchte jährlich bisher etwa 90 Milliarden Kubikmeter. Mit einem weiteren Ausbau des Gasnetzes im Hinterland sind mittelfristig nach früheren OGE-Angaben bis zu 28 Milliarden Kubikmeter möglich. Künftig soll die Pipeline auch Wasserstoff transportieren können. OGE investiert rund 150 Millionen Euro.
Ebenso wie die Baustelle für das LNG-Terminal wird auch die Pipeline rund um die Uhr von der Polizei überwacht. Das ist eine Konsequenz aus der mutmaßlichen Sabotage der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2. Auch OGE trifft nach eigenen Angaben Sicherheitsvorkehrungen.
Insgesamt wurde das Projekt des LNG-Terminals in Wilhelmshaven Ende März dieses Jahres begonnen. Ende Februar hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als Antwort auf den Angriff Russlands auf die Ukraine im Bundestag erklärt, das Land unter anderem durch LNG unabhängiger von russischem Erdgas zu machen. Mittlerweile liefert Russland über Nord Stream 1 gar kein Erdgas mehr, die Gasspeicher in Deutschland sind mittlerweile zu 95,28 Prozent gefüllt. Ziel der Bundesregierung war es, bis November einen Stand von 90 Prozent zu erreichen.
(anw)