Ericsson meldet Korruptionsverdacht in den eigenen Reihen

Im Irak könnten Schmiergeldzahlungen geflossen sein. Die Skandinavier lassen bestimmte Partner fallen. In den USA droht rechtliches Ungemach.

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Mann in Anzug hält breit gefächerte Dollarscheine in die Kamera

(Bild: TierneyMJ/Shutterstock.com)

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Mögliche Schmiergeldzahlungen im Irak räumt Netzwerkausrüster Ericsson ein. Eine interne Untersuchung ungewöhnlicher Zahlungen bis zurück ins Jahr 2018 habe Bedenken hinsichtlich der Geschäfte im Irak ausgelöst, teilte das schwedische Unternehmen am Dienstagabend mit. An der Börse sackten die Ericsson-Papiere am Mittwoch zeitweise um 8,50 Prozent ab.

Bei den Untersuchungen, die die Jahre 2011 bis 2019 umfasst hätten, seien Hinweise auf mögliche Korruption gefunden worden, wie Geldanweisungen ohne bekannten Empfänger und Zahlungen an einen Lieferanten ohne klar umrissenen Umfang der Leistungen. Auch seien Zahlungen an Mittelsmänner geflossen und alternative Transportrouten gewählt worden, etwa um den irakischen Zoll zu umgehen.

Einige Routen sollen zu der Zeit von terroristischen Organisationen wie dem Islamischen Staat (IS) kontrolliert worden sein, sagt Ericsson. Allerdings hätten die Prüfer bislang nicht herausfinden können, wer letztlich die Zahlungen empfangen habe. Ferner wurden Transaktionen und Zahlungen aufgedeckt, die ein potenzielles Geldwäscherisiko darstellten.

Als Reaktion auf die Untersuchungen seien mehrere Mitarbeiter entlassen sowie Disziplinarverfahren angeordnet worden. Auch seien Geschäftsbeziehungen mit bisherigen Partnern aufgelöst worden. Hinweise auf eine direkte Finanzierung des Terrornetzwerkes durch Ericsson-Mitarbeiter haben die Ermittlungen dem Konzern zufolge nicht ergeben.

Das Eingeständnis könnte dem Konzern neue Probleme bescheren, nicht zuletzt in den USA. 2019 hat Ericsson in einem US-Korruptionsverfahren gut eine Milliarde Dollar bezahlt. Damals ging es unter anderem um Geschäfte in China, Indonesien, Kuwait und Vietnam. Ericsson hat sich damals verpflichtet, bestimmte Dokumente und Informationen bereitzustellen; das US-Justizministerium ist vergangenen Oktober zu dem Schluss gekommen, dass der Konzern gegen diese Auflage verstoßen hat.

(ds)