Erste Testversion der Linux-Distribution Fedora Core 5

Das von Red Hat gesponserte Fedora Project hat die erste Testversion der für Ende Februar 2006 geplanten Linux-Distribution Fedora Core 5 freigegeben. Sie enthält unter anderem einen Release Candidate des modular aufgebauten X-Servers X11R7.0 von Xorg.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Das von Red Hat gesponserte Fedora Project hat die erste Testversion der für Ende Februar 2006 geplanten Linux-Distribution Fedora Core 5 freigegeben. Die CD-Images sind als ISO-Dateien für x86, x86_64, PPC und PPC64 über Bittorrent, den Hauptserver oder dessen Mirror-Server kostenlos erhältlich.

Zu den größten Neuerungen zählt unter anderem der Umstieg auf den X-Server X11R7.0 Release Candidate 2 von Xorg. Er ist funktional weitgehend identisch mit dem parallel entwickelten Xorg X11R6.9, jedoch modular aufgebaut. Aus den knapp zwanzig RPM-Paketen für den X-Server wurden bei Fedora daher nun über hundert – Fehlerkorrekturen oder Aktualisierungen an einzelnen Bereichen oder Treibern erfordern durch den modularen Aufbau nun nur noch Änderungen an den einzelnen kleinen Paketen und kein Update des kompletten X-Servers mehr. Xorg 7.0 wird jetzt zudem in die Standard-Dateisystemhierarchie installiert und verzichtet auf den vorher verwendeten eigenen Bereich unterhalb von /usr/X11R6.

Der Fedora-Installer und die Programme zum Installieren und Aktualisieren von Softwarepaketen sollen nun auf das mit Debians "apt-get" vergleichbare yum aufsetzen. Das Kommandozeilen-Programm wurde bereits zuvor zum Nachinstallieren von Software oder für Updates benutzt, es existierte innerhalb der Distribution jedoch kein grafisches Frontend. Die Installation selbst soll vereinfacht worden sein und bis zur Fertigstellung von Fedora Core 5 auch mit dmraid das Aufspielen der Distribution auf RAID-Arrays an BIOS-Software-RAID-Kontrollern von Promise, Highpoint, Intel, Silicon-Image und einigen weiteren Herstellern beherrschen.

Als Desktops liegen eine Beta-Version von KDE 3.5 sowie GNOME 2.12 bei – die Entwickler erwägen jedoch offenbar noch, auf GNOME 2.14 umzuschwenken. Die Virtualisierungslösung Xen 3.0 wollen die Fedora Entwickler ebenfalls integrieren und das Aufsetzen von virtuellen Maschinen deutlich vereinfachen. Als Compiler kommt in der ersten Testversion noch die GNU Compiler Collection (GCC) in Version 4.0 zum Einsatz, doch hier steht vor der Fertigstellung möglicherweise noch ein Update auf die in Entwicklung befindliche GCC 4.1 an. Nachdem Fedora bisher das mit dem Ruhezustand von Windows vergleichbare Software-Suspend nicht unterstützte, soll Fedora Core 5 dies nun beherrschen. Für die Handhabung und Verwaltung der Stromspartechniken soll der GNOME Power Manager Sorge tragen.

Das Fedora-Projekt integriert weitehin nur unter Open-Source-Lizenzen stehende Software und achtet besonders darauf, nicht in Patentstreitigkeiten verwickelt zu werden – die umstrittenen Linux-Grafikkartentreiber von ATI und Nvidia und die Unterstützung von NTFS, MP3 und vieler Video-Formate fehlt daher und ist nur über externe RPM-Repositories wie rpm.livna.org erhältlich. Neben kostenlosen Closed-Source-Anwendungen wie Adobe Reader, Macromedia Flash-Plugin, dem RealPlayer oder Suns Java-Umgebung steht aus Angst vor Patentansprüchen auch Mono, die Open-Source-Implementation von .NET, auf Fedoras Verbotsliste.

Ersmals wollen die Entwickler bei der Freigabe von Fedora Core 5 auch eine offizielle Live-CD der Distribution herausgeben, die das im Rahmen von Googles "Summer of Code" entwickelte Programm Kadischi erstellen soll. Bis zur Fertigstellung der Distribution planen die Entwickler noch zwei weitere Testversionen – alle Änderungen sind aber auch laufend über den Development-Zweig als Updates verfügbar. Zudem stehen über 2500 Software-Pakete, die nicht in der eigentlichen Distribution enthalten sind, über das von der Fedora Community verwaltete Fedora Extras bereit.

Fedora Core 5 dürfte später in weiten Teilen als Basis für das Ende nächsten Jahres erwartete Red Hat Enterprise Linux 5 (RHEL5) dienen. Zu dessen angekündigten Neuerungen zählen neben Virtualisierung mit Xen das sogenannte Stateless Linux, von dem bisher jedoch wenig in Fedora zu sehen ist. (thl)