Eugene Kaspersky: Virus hat US-Stromausfall im Jahr 2003 verursacht
Auch wenn es offiziell eine Computerpanne war, macht der Kaspersky-Chef weiterhin einen Virus für den Stromausfall verantwortlich, von dem etwa 50 Millionen Menschen betroffen waren. Von dem jüngsten Cyberangriff durch Stuxnet zeigt er sich beeindruckt.
- Ronald Eikenberg
Virenexperte Eugene Kaspersky macht Schadsoftware für den großen Stromausfall im Jahr 2003 verantwortlich, von dem rund 50 Millionen Menschen in den USA und Kanada betroffen waren. "Ich bin mir heute ziemlich sicher, dass diese Katastrophe von einem Virus ausgelöst wurde", gab Kaspersky in einem Interview gegenüber Spiegel Online bekannt.
Zum Zeitpunkt des Blackouts hat weltweit der W32.Blaster-Wurm gewütet, sodass Sicherheitsexperten auch damals schon darüber spekuliert haben, ob die Katastrophe durch den Wurm oder einen seiner Abkömmlinge verursacht worden sein könnte. Eine US-amerikanisch-kanadische Untersuchungskommission der Energieaufsichtsbehörde (FERC) kam jedoch zu dem Ergebnis, dass Computerpannen und schlecht ausgebildete Techniker für den Stromausfall verantwortlich sind.
Kaspersky sagte in dem Interview, er könne nicht ausschließen, dass hinter vielen aktuellen Hackerangriffen Regierungen stecken. Vor Stuxnet, das vermutlich ein Gemeinschaftsprojekt der USA und Israel ist, muss er den Hut ziehen: "Eine hochprofessionelle Arbeit übrigens, die mir wirklich Respekt abnötigt, viele Millionen Dollar kostete und über viele Monate hinweg von einem Team hochqualifizierter Ingenieure betreut worden sein muss."
Auch Terroristen werden das Internet laut Kaspersky zunehmend als Kriegsschauplatz nutzen: "In Zukunft […] müssen wir mit Cyber-Attacken auf Fabriken, Flugzeuge und Kraftwerke rechnen. Dieser Krieg ist nicht zu gewinnen. Er kennt nur Täter und Opfer. Alles, was wir erreichen können ist, zu verhindern, dass da draußen alles außer Kontrolle gerät."
Dabei könnte eine internationale Internet-Kriminalpolizei helfen, die Kaspersky schon im Jahr 2007 gefordert hat. Während sich andere Antivirenfirmen eher in Zurückhaltung üben, bezieht Eugene Kaspersky, der die russische Sicherheitssoftware-Firma Kaspersky Lab mitbegründet hat, regelmäßig Stellung zur aktuellen und zukünftigen Bedrohungen in der digitalen Welt. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund. (rei)