Überraschende Wendung im Infomatec-Prozess

Im Betrugsprozess rund um das Unternehmen Infomatec, das unter anderem Software zum Betrieb von Settop-Boxen für das Surfen per Fernseher produzierte, will einer der Ex-Vorstände ein Teilgeständnis ablegen.

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Von
  • dpa

In den Betrugsprozess rund um das Unternehmen Infomatec, das unter anderem Software zum Betrieb von Settop-Boxen für das Surfen per Fernseher produzierte, ist nach monatelangem, zähem Ringen überraschend Bewegung gekommen. Gerhard Harlos, einer der beiden angeklagten Ex-Vorstände des ehemaligen Neue-Markt-Unternehmens, signalisierte am Dienstag vor dem Landgericht Augsburg Bereitschaft zu einem Teilgeständnis. Im Gegenzug erklärten Staatsanwaltschaft und Gericht, die Vorwürfe gegen den Angeklagten auf Kurs- und Kapitalanlagebetrug nicht weiter zu verfolgen, und stellten für Harlos eine zweijährige Bewährungsstrafe mit Geldbuße wegen Insiderhandels in Aussicht.

Ein gemeinsames Geständnis von Harlos und dem mitangeklagten Alexander Häfele wird es voraussichtlich nicht geben. Häfele beharrt auf einen Freispruch. Der Vorsitzende Richter Rainer Brand hatte ihn darauf hingewiesen, dass er ohne Geständnis eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung riskiere. Staatsanwaltschaft und die Verteidiger von Harlos hatten sich auf eine "einvernehmliche Verständigung zur beschleunigten Verfahrensbeendigung" geeinigt. Bei einem Geständnis sei eine zweijährige Bewährungsstrafe und Geldbuße in Höhe von 4050 Euro vorstellbar, hieß es. Zuvor waren zudem Vermögenswerte in Höhe von rund 380.000 Euro bei Harlos beschlagnahmt worden. Das Gericht erklärte, an den Absprachen nicht beteiligt gewesen zu sein. Im Prozessverlauf sei darauf hingewiesen worden, dass nach der Anhörung von Gutachtern eine Verurteilung der Angeklagten wegen Kapitalanlage- und Kursbetrug unwahrscheinlich gewesen wäre.

Laut Anklage werden Harlos und Häfele Kapitalanlage- und Kursbetrug sowie verbotener Insiderhandel vorgeworfen. Das Verfahren war im ersten Anlauf wegen fehlender Ermittlungsakten geplatzt und nach einer Unterbrechung im September wieder aufgenommen worden. Beide Angeklagten hatten zu den Vorwürfen beharrlich geschwiegen. Durch illegalen Insiderhandel sollen sie als Manager des Software-Unternehmens jeweils 15 Millionen Euro erzielt haben. Der Gesamtschaden für die Anleger war auf rund 250 Millionen Euro geschätzt worden. Der Prozess soll am Donnerstag, den 27. November, mit dem Geständnis von Harlos, den Plädoyers und einem Urteilsspruch gegen Harlos fortgesetzt werden. (dpa) / (jk)