Ex-WorldCom-Chef streitet Mitwisserschaft am Bilanzbetrug ab

Bernard Ebbers hat in dem Verfahren wegen Bilanzfälschungen zu seiner Verteidigung ausgesagt und muss einem Kreuzverhör stellen.

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Bernard Ebbers, der ehemalige Chef des Telecom-Unternehmens WorldCom, das nun unter MCI firmiert, hat in dem Verfahren wegen Bilanzfälschungen in eigener Sache ausgesagt. Entgegen der Aussage des Zeugen der Anklage, des ehemaligen WorldCom-Finanzchefs Scott D. Sullivan, behauptet Ebbers laut Wall Street Journal, er habe von den Bilanztricksereien nichts gewusst. "Er [Sullivan] hat mir nie Bescheid gesagt, wenn er einen falschen Eintrag gemacht hat", sagte Ebbers. "Wenn er es gemacht hätte, wäre er heute nicht hier."

Sullivan hatte nach Bekanntwerden der Bilanzfälschungen zunächst alle Schuld abgestritten, aber vor einem Jahr eine Kehrtwendung vollzogen und sich zur Kooperation mit den Ermittlern bereit erklärt. Im Kreuzverhör musste sich Ebbers aber auch den Fragen des Anklägers David Anders stellen, der den ehemaligen WorldCom-Chef als Hauptentscheidungsträger charakterisierte, der Einblick in alle finanziellen Vorgänge gehabt habe. Dem stellte Ebbers entgegen, wichtige Entscheidungen habe er nicht allein gefällt, sondern in Absprache mit anderen Vorstandsmitgliedern oder dem Aufsichtsrat. Die Vernehmung durch Anders geht voraussichtlich heute weiter.

Ebbers werden in dem 11 Milliarden US-Dollar schweren Bilanzbetrugsfall Verschwörung, Wertpapierbetrug und Falschangaben gegenüber Aufsichtsbehörden vorgeworfen. Das Verfahren gegen ihn wurde Mitte Januar eröffnet. Ebbers hatte WorldCom innerhalb von zwei Jahrzehnten durch Dutzende von Firmenaufkäufen von einer winzigen Telefongesellschaft in einen der weltgrößten Telekommunikationskonzerne verwandelt. Die Firma war im Jahr 2002 zusammengebrochen und musste ein Konkursverfahren nach Chapter 11 anmelden. Das größte Insolvenzverfahren der US-Wirtschaftsgeschichte wurde vor knapp einem Jahr beendet. (anw)