Expertin rechnet nicht mit Öffnung der iPhone-Programmierplattform

Erica Sadun, eine der bekanntesten Figuren der Entwicklerszene für das Smartphone, hält eher den kontrollierten Anwendungsverkauf durch Apple über iTunes für realistisch.

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Apple spielt bei seinem populären Smartphone den Hardliner: Nur mit Hilfe von Hacker-Tricks kann man direkt für die iPhone-Plattform Software entwickeln - trotz einer internationalen Szene mit Hunderten von Programmierern, die sich innerhalb weniger Monate gebildet hat, und einer offensichtlich großen Nachfrage nach entsprechenden Anwendungen im Internet. Erica Sadun, eine der bekanntesten Mitglieder der iPhone-Programmiererszene und Fachautorin für das "Unofficial Apple Weblog" (TUAW), hat wenig Hoffnung, dass sich das bald ändert.

Im Interview mit dem Magazin Technology Review sagte Sadun, sie rechne eher damit, dass Apple den Softwarevertrieb selbst in die Hand nehme: "Apple hat bereits mit Spielen experimentiert. Electronic Arts und verschiedene andere Anbieter verkaufen ihre iPod-Games inzwischen über iTunes – und ich kann mir gut vorstellen, dass Apple daran profitabel mitverdient." Der Bildschirm von iPhone und dem Software-mäßig ähnlichen iPod touch sei noch "sehr leer": "Da ist noch viel Platz für andere Programm-Icons."

Der Computer- und Unterhaltungselektronikkonzern betreibt bereits ein Logo-Programm, bei dem sich Hersteller von kompatiblen Produkten für den populären MP3-Spieler iPod qualifizieren müssen - Apple erhält dann einen Teil des Gewinns. Eine ähnliche Lösung sei nun auch für das iPhone wahrscheinlich, sagte Sadun, zumal die anderen Gründe, etwa Sicherheitsbedenken der Netzbetreiber oder ein Schutz der auf den Geräten enthaltenen, kopiergeschützten Musik eher zweifelhaft seien: "Es bleibt kein realistischer Grund mehr übrig, was Apple zu dieser Politik zwingen könnte – außer folgendem: Dass die Firma Geld mit Programmen verdienen möchte, die sie als "Made for iPod" und "Made for iPhone" zertifiziert."

Das letzte Software-Update für das iPhone hatte die Plattform besonders stark verschlossen – gehackt ist sie bislang noch nicht, obwohl seit einigen Tagen Berichte über eine mögliche "Buffer Overflow"-Fehlerausnutzung im Web kursieren. Sadun sagte, es sei unklar, wie Apple auf den Druck aus dem Internet reagieren werde, das iPhone zu öffnen. Hacker seien nicht unbedingt die Zielgruppe des Konzerns: "Apple ist bestimmt nicht dumm. Die Firma wird also das tun, womit sie am meisten verdient und gleichzeitig die Zukunft des Unternehmens sicherstellt. Die letzte Software-Version 1.1.1 von iPhone und iPod touch wirkt dennoch wie ein großes Schild, auf dem steht, dass die Hacker gefälligst draußen bleiben sollen. Die Absicherung ist sehr solide. Doch was Apple in Zukunft tut, weiß nur Apple selbst."

Das ganze Interview mit Sadun in Technology Review online:

(bsc)