Facebook: "Wieder ein gutes Quartal"

Facebook hat erstmals in einem Quartal mehr als sieben Milliarden US-Dollar umgesetzt. Denn immer mehr User verbringen immer mehr Zeit auf Facebook.com und ertragen immer mehr Werbung. Weil das Wachstum aber langsamer werden könnte, fiel der Aktienkurs.

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Like-Symbole fallen in blaue Schachtel mit weißem f

(Bild: dpa, Ole Spata)

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Mark Elliot Zuckerberg, gewürdigt mit einer Karikatur

(Bild: DonkeyHotey CC-BY 2.0)

"Wir hatten wieder ein gutes Quartal", übte sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg Mittwochabend in Understatement. Sein Konzern konnte den Quartalsumsatz im Jahresabstand um mehr als die Hälfte auf einen neuen Rekordwert steigern. Weil die Kosten langsamer wachsen, haben sich Betriebs- und Reingewinn sogar mehr als verdoppelt. Facebook.com gewinnt weiterhin neue Nutzer, die immer mehr Zeit dort verbringen und sich immer mehr Reklame anschauen.

Der Konzernumsatz im dritten Quartal lag knapp über sieben Milliarden US-Dollar (+56%), die fast ausschließlich mit der Vermarktung von Werbeplätzen erwirtschaftet wurden. Der Betriebsgewinn stieg um 114% auf über 3,1 Milliarden Dollar, was einer Umsatzrendite von rund 45% entspricht. Das geht aus den Mittwochabend veröffentlichten Zahlen hervor. Nach Abzug von 25% Steuern blieben nicht ganz 2,4 Milliarden Dollar als Reingewinn über. Das ist der 2,7-fache Betrag von Facebooks drittem Quartal 2015.

Der Kurs der Facebook-Aktie reagierte auf die neuen Rekorde mit einem kleinen Kursrutsch von sieben Prozent im nachbörslichen Handel. Und das liegt am Ausblick auf die kommenden Quartale, in denen sich das starke Wachstum nicht in dieser Weise fortsetzen lassen wird. Einerseits war das vierte Quartal des Vorjahres schon sehr stark.

Entwicklung der monatlich aktiven Teilnehmer auf facebook.com

(Bild: Facebook)

Andererseits hat Facebook in die Inhalte, die nur Kosten verursachen, immer mehr Werbung eingestreut, die Geld bringt. Der Mix lässt sich aber nicht endlos zugunsten der Reklame verschieben, weil das die User vergraulen würde. Offen ist auch, ob die zuletzt erfolgreichen Maßnahmen gegen Adblocker noch weiter verbessert werden können.

Hinzu kommt, dass Facebook nächstes Jahr deutlich mehr Geld ausgeben möchte. 2017 soll ein "Jahr der aggressiven Investitionen" werden. Außerdem gibt es eine Änderung bei der Abwicklung der Ausgabe von Aktienoptionen. Das führt dazu, dass etwas weniger Facebook-Aktien gehandelt werden, und Facebook mehr Bargeld und weniger eigene Aktien austeilen wird. Die Kombination der genannten Faktoren dürfte den reduzierten Aktienpreis bedingt haben.

Bislang aber füttern immer mehr Menschen Facebook mit ihren persönlichen Daten. Im September nutzten den Angaben zufolge fast 1,8 Milliarden User Facebook.com (+16%), zwei Drittel davon taten das sogar jeden Tag. 1,1 Milliarden nutzten im September ausschließlich ein mobiles Endgerät – 45% mehr, als zwölf Monate davor.

Entwicklung der täglich aktiven Teilnehmer auf Facebook.com

(Bild: Facebook)

Die mobilen Geräte sind es auch, über die die Konzernkasse gefüllt wird. 84 Prozent der Werbeeinnahmen entfielen auf mobile Werbung. Vor einem Jahr waren es 78 Prozent. Anders ausgedrückt: Die Einnahmen aus mobiler Werbung sind in einem Jahr um 70 Prozent gestiegen.

Dazu hat auch Instagram beigetragen. Es habe inzwischen "über 500 Millionen" User pro Monat, von denen "über 300 Millionen" an einem durchschnittlichen Tag dabei sind. Auf Messenger tummeln sich inzwischen über 33.000 Bots, darunter auch einer von heise online.

Das Geld kommt von den Werbetreibenden. Davon gibt es auf Facebook.com inzwischen mehr als vier Millionen, auf Instagram immerhin mehr als eine halbe Million. Um noch mehr Kunden zu gewinnen, arbeitet Facebook an niederschwelligeren Werbeformen, insbesondere für kleine Unternehmen.

Extreme Unterschiede bei den Einnahmen je Facebook-Nutzer (Average Revenue per User, ARPU) offenbart ein regionaler Vergleich. Der weltweite Durchschnitt kletterte im dritten Quartal gerade über vier Dollar je User. Auch das ist ein neuer Rekord.

Die Aufmerksamkeit der Nordamerikaner kann Facebook besonders gut zu Gold spinnen. Sie sind auch die intensivsten User: Mehr als drei Viertel der monatlichen User in Nordamerika spendierten Facebook.com im September jeden einzelnen Tag Daten. Der in Nordamerika erzielte ARPU erreichte 15,65 Dollar, während im "Rest der Welt" (dominiert von Afrika und Lateinamerika) vergleichsweise magere 1,21 Dollar hereinkamen. Dazwischen liegen Europa mit 4,72 Dollar und der Asien-Pazifik-Raum mit 1,89 Dollar. (ds)