Facebook: Zuckerberg persönlich schwächte Sperrung von Hassverbreitern ab

Als Facebook 2019 mehrere besonders prominente Lügner und Verbreiter von Hetze sperrte, sorgte Mark Zuckerberg persönlich für eine mildere Strafe, heißt es nun.

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(Bild: Frederic Legrand - COMEO/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Als Facebook im Frühjahr 2019 mehrere Verbreiter gefährlicher Lügen und von Hass von der eigenen Plattform verbannte, hat Mark Zuckerberg persönlich die Maßnahme gefährlich abgemildert. Das berichtet das US-Magazin Buzzfeed unter Berufung auf interne Dokumente und anonyme Ex-Mitarbeitern des US-Konzerns. Demnach hatte die dafür zuständige Abteilung zusammengetragen, inwiefern der Verschwörungstheoretiker Alex Jones gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen hatte und weswegen er gesperrt werden müsste. Zuckerberg habe der Einschätzung teilweise widersprochen und dafür gesorgt, dass positive Beiträge über Jones nicht gesperrt würden. Dessen Unterstützer hätten also Jones' Lügen ungehemmt weiter verbreiten können.

Wie das US-Magazin ausführlich erläutert, mussten die Mitarbeiter nach Zuckerbergs Intervention eine neue Kategorie von Nutzern erfinden, um den Vorgaben gerecht zu werden. Der Facebook-Chef habe die vorgeschlagene Strafe nicht gemocht und deswegen die Regeln verändert. Damit habe er unter anderem auch die zuständige Abteilung so weit verunsichert, dass für lange Zeit keine ähnlichen Strafen vorgeschlagen worden seien. Extremistische Gruppen hätten dieses Vakuum genutzt, um mehr Nutzer zu erreichen; Buzzfeed zieht eine direkte Linie zu den Ereignissen vom 6. Januar, als ein Mob das US-amerikanische Parlament angegriffen hat. Erste Analysen legen nahe, dass ein Großteil der Mobilisierung über Facebook geschah.

Bei Facebook häuft sich in den vergangenen Monaten die Kritik an dem Umgang mit der Radikalisierung auf der Plattform. Problematisch ist dem Artikel zufolge vor allem auch die Rolle von Joel Kaplan, der bei Facebook sowohl für Public Policy als auch den Umgang mit den Inhalten ("Content Policy") zuständig ist. Wenn Inhalte beziehungsweise deren mögliche Sperrung politische Konsequenzen haben könnten, kollidieren hier Interessen. Den Recherchen von Buzzfeed zufolge hat das unter anderem dazu geführt, dass Moderierungsentscheidungen blockiert und neue Produkte verzögert wurden. Außerdem sei wiederholt zugunsten von "populären konservativen Personen" interveniert worden.

Kaplan hat demnach für zwei konservative Richter am Supreme Court der USA gearbeitet und im Weißen Haus unter George W. Bush. Vorher hatte er im Jahr 2000 an Ausschreitungen in Florida teilgenommen, die ein Ende der Stimmauszählungen und letztlich den Wahlsieg George W. Bushs zur Folge hatten. Zu Facebook kam er 2011, vor allem um den Kontakt zu den Republikanern zu verbessern. Seit 2014 ist er sowohl für den Kontakt zu Regierungen in aller Welt als auch das für die Inhalte verantwortliche Team zuständig. Bei anderen IT-Konzernen ist diese Rolle getrennt, schreibt Buzzfeed. Bei Facebook habe er unter anderem immer dafür plädiert, nichts gegen Donald Trumps Einträge zu unternehmen. Intern gebe es schon länger viel Kritik an ihm und seinem Einfluss.

(mho)