Fallensteller: Fake-Shop-Boom im Foto-Segment [Update]

Eine nagelneue Canon Ixus für 25 oder eine Olympus-Spiegelreflex für 99 Euro – wer möchte bei solchen Schnäppchen nicht sofort zuschlagen? Doch geht man auf solche Angebote ein, erhält man nach Vorkasse selten mehr als eine Bestellbestätigung.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Carsten Meyer

Sie nennen sich camera-profi.de, elektronik-inside.com oder spiegelreflexkamera-shop24.com, rühmen sich als "einer der größten Versandhändler Europas" und locken mit extrem günstigen Angeboten bis zu 70% unter Marktpreis "dank Direkteinkauf beim Hersteller": Die Internet-Fake-Shops boomen – und machen mit ihren Angeboten auch vor dem attraktiven Foto-Segment nicht halt. Besonders tückisch: Oft gelingt es ihnen, sich über Google Ads in ansonsten seriöse Webseiten einzuschleusen – so geschehen auch bei heise Foto.

Google-Ad mit Link auf Fake-Shop

Ihnen allen ist gemein: Webserver in Russland oder Übersee, postalische Tarnadresse (oft "entliehen", eine leere Lagerhalle oder ein Rohbau in einer Neubausiedlung), eine durchaus professionell gestaltete Webseite mit unschlagbar günstigen Markenprodukten und über Kleinanzeigen akquirierte "Finanzagenten", die über ihr eigenes Konto Zahlungen der vermeintlichen Kunden entgegennehmen und über weitere Zwischenkonten an die Betrüger weiterleiten.

Gefälschte Bewertungsseite "shopauskunft.net", dem seriösen Original "shopauskunft.de" täuschend ähnlich

Neue Domainnamen erscheinen täglich und verschwinden meist genauso schnell, wie sie gekommen sind; manche liefern auf angeblichen Bewertungsseiten gleich gutmeinende "Beurteilungen" oder frei erfundene Geschäftsangaben mit (siehe Bild, weiteres Beispiel). TechnikTeufel.net (nicht mit dem seriösen Technikteufel.com bzw. -.de verwechseln!) schreibt gar auf der Startseite: "Wegen wiederholten Betrugsfällen bieten wir keine Zahlung mit Kreditkarte oder PayPal mehr an." – wie wahr! Zum Glück ist die übermittelte Shop-Kontonummer noch falsch – der Teufel steckt halt oft im Detail.

Ein Forumsteilnehmer berichtet gar von einem Fall, bei dem er den Rechnungsbetrag direkt an Google – offensichtlich zur Finanzierung der Anzeigenschaltungen – leisten sollte. Nicht immer ist eine betrügerische Absicht so leicht zu durchschauen: Hinter den zur Zahlung angegebenen Kontonummern stecken meist Gutgläubige, die für ihre Dienste mit durchaus ansehnlichen Pauschalen gelockt werden – Beträge von 400 Euro oder mehr pro Monat ohne jeglichen Aufwand werden für die Geldwäsche versprochen.

Oft klärt schon ein Anruf bei der im Impressum der Webseite angegebenen Telefonnummer (so überhaupt vorhanden) über die Seriosität auf: Ist hier nur eine Bandansage zu hören oder der Anschluss gar nicht existent, ist höchste Vorsicht geboten. Auffallend häufig wird das gleiche Layout der preiswerten Webshop-Software Veyton von xt:commerce verwendet; angemeldet wurden die in der Bilderstrecke aufgeführten Webseiten von Enom.com, einem Registrar, der unter "Schwarzhüten" wegen seiner laschen Registrierungs-Vergabepraxis beliebt ist. In Russland beheimatete Server (etwa beim völlig beschwerderesistenten Provider heihachi.net) leisten sich gern Fehler bei deutschen Umlauten (etwa in MotorsÀge).

Vorsicht, Falle: Die Fake-Shop-Galerie (16 Bilder)

Fake-Shop Elektronik-Inside

Traumangebot: Die Ixus für 25 Euro...

Lassen Sie sich auch von angegebenen Steuernummern (USt-IdNr./UID) nicht täuschen: Die gehört in den vorliegenden Fällen gar nicht zum Unternehmen, sondern wurde irgendwo "geborgt" oder ist ebenso erfunden wie der Standort. Eine Domain-Abfrage, zum Beispiel über DomainTools oder DENIC, ist da schon aufschlussreicher: Wenn etwa die Web-Adresse durch einen schurkischen Provider "Whois protected" ist, liegt die Wahrscheinlichkeit für eine betrügerische Absicht hoch. Wer meint, durch Nachnahme-Bestellung auf der sicheren Seite zu sein, irrt: Eine Lieferung darf erst nach Bezahlung beim Zusteller geöffnet werden, und der legendäre Backstein statt der erhofften Spiegelreflex sorgt dann schnell für Ernüchterung. Merke: Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, ist es auch nicht wahr!

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