"Fantastisches Bild": Erster Teil der Himmelskarte von Euclid veröffentlicht

Seit dem FrĂĽhjahr macht das ESA-Weltraumteleskop Aufnahmen des Firmaments fĂĽr seinen riesigen Himmelsatlas. Nun gibt es einen weiteren Vorgeschmack darauf.

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Aufnahme voller Lichtpunkte

Das Mosaik

(Bild: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, CEA Paris-Saclay, image processing by J.-C. Cuillandre, E. Bertin, G. Anselmi/CC BY-SA 3.0 IGO)

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Mehr als ein Jahr nach dem Start von Euclid hat die Europäische Weltraumagentur ESA den ersten Ausschnitt jener gewaltigen Himmelskarte veröffentlicht, an der das Weltraumteleskop arbeitet. Die zu einem Mosaik zusammengesetzten Teile, die während 260 Beobachtungen gesammelt wurden, zeigen einen Himmelsausschnitt, der etwa die 500-fache Vollmondfläche abdeckt. Insgesamt handele es sich um einen Prozent von jenem Himmelsatlas, den das Weltraumteleskop innerhalb von mehr als sechs Jahren erstellen soll. Schon der kleine "Teaser", wie die ESA das jetzt öffentlich gemachte Bild bezeichnet, enthält demnach rund 100 Millionen Quellen.

Position des Mosaiks auf der Himmelskarte der Teleskope Gaia und Planck

(Bild: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA; ESA/Gaia/DPAC; ESA/Planck Collaboration/CC BY-SA 3.0 IGO)

Die Aufnahme zeigt laut ESA 14 Millionen Galaxien, die hell genug sind, damit Euclid ihre durch Gravitationslinsen verzerrten Formen ausmessen und daraus auf die Verteilung der Dunklen Materie im Universum schließen kann. Deren Erforschung gehört zu den Hauptaufgaben der Mission, auch über die nicht weniger rätselhafte Dunkle Energie versprechen sich die Verantwortlichen Erkenntnisse. "Dieses fantastische Bild ist der erste Teil einer Karte, die in sechs Jahren mehr als ein Drittel des Himmels enthüllen wird", verspricht Euclid-Projektwissenschaftlerin Valeria Pettorino von der ESA. Vorgestellt wurde das Bild auf einem Weltraumkongress in Mailand unter anderem auch von ESA-Chef Josef Aschbacher.

Euclid war Anfang Juli 2023 in den Weltraum gestartet. Herzstück ist ein hochauflösendes Teleskop, das mit zwei Kameras ausgestattet ist – eine für den sichtbaren Wellenlängenbereich und eine für das nahinfrarote Spektrum. Die Geräte sollen die Bewegungen und Formen von Galaxien abbilden beziehungsweise dabei helfen, auf die Entfernung von Galaxien zu schließen. Die ESA will so einen Blick in die Vergangenheit des Universums werfen und dessen Entwicklung innerhalb der vergangenen zehn Milliarden Jahre erforschen. Im Februar hat das Gerät seine wissenschaftliche Arbeit aufgenommen und inzwischen etwa 12 Prozent der Durchmusterung abgeschlossen. Die Teile des jetzt publik gemachten Mosaiks wurden Ende März bis Anfang April aufgenommen.

Die ersten Forschungsbilder von Euclid (10 Bilder)

Der Galaxiencluster Abell 2390
(Bild: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, image processing by J.-C. Cuillandre (CEA Paris-Saclay), G. Anselmi, CC BY-SA 3.0 IGO)

Erst vor zwei Monaten hat die ESA ein Citizen-Science-Projekt ins Leben gerufen, bei dem Freiwillige die Formen von Galaxien in Bildern von Euclid klassifizieren können. Dafür bekommen sie unveröffentlichte Aufnahmen des Weltraumteleskops zu sehen und bekommen einfache Fragen zur Form oder zu Anzeichen für Spiralarme gestellt. Es ist durchaus möglich, dass sie dabei auch bislang unentdeckte Galaxien in Augenschein zu sehen bekommen. Inzwischen ist das Projekt fast zu 80 Prozent abgeschlossen, fast 120.000 Freiwillige haben rund 500.000 Klassifikationen vorgenommen. Die Ergebnisse des Bürgerprojekts sollen auch in das Training eines KI-Algorithmus namens ZooBot einfließen, der künftig bei der Bewältigung der großen Datenmengen helfen soll.

(mho)