Farbmanagement: Echte Farben aus der Kamera

Seite 3: Farb-Vorgaben mit SpyderCheckr

Inhaltsverzeichnis

Jede Kamerakorrektur erfordert ein Motiv mit exakt bekannten Farben – ein sogenanntes Target. Wir verwenden hier als Beispiel den "SpyderCheckr" von DataColor. Er enthält 48 solcher Farbfelder in einem aufklappbaren Aluminiumrahmen. Zugeklappt schützt er die Farben vor Licht und Witterung, ein "Fade Sensor" erlaubt zudem durch Vergleich zweier gleicher Farbmuster, einer davon ist dauerhaft lichtgeschützt, die Beurteilung der Alterung (Ausbleichen) der Farben.

Fotografiert wird das Target möglichst unter Praxisbedingungen, wobei die Ausleuchtung gleichmäßig und spiegelungsfrei sein muss. Fotografiert man das Target im Sonnenlicht, sollte – darauf weist der Hersteller hin – möglichst wenig blauer Himmel zur Beleuchtung beitragen. Also den SpyderCheckr besser nicht im Freien, sondern unter einem Vordach aufstellen. Das Raw-Foto wird in ACR oder Lightroom geöffnet und, falls nötig, beschnitten, dann folgen zwei Standardschritte der Bildbearbeitung: Weißabgleich und Tonwertkorrektur.

Verschiedene Targets im Überblick.

(Bild: Heise Zeitschriftenverlag )

Wenn die Kamera und die interne "Entwicklung" der Raw-Datei exakt arbeiten, sollten nun die Farben des Fotos exakt denen des Targets entsprechen. Wenn nicht, lässt sich dies mit den Farbkorrekturreglern von ACR/ Lightroom korrigieren. Prinzipiell geht dies auch von Hand, ist aber mühselig und ungenau, zumal jede Änderung eines der Regler mehrere Farbfelder beeinflusst.

Die zum SpyderCheckr gehörende Software erledigt dies fast automatisch. Nach dem Laden des vorbereiteten Target-Fotos müssen nur noch die Messfelder feinjustiert werden. Mit "Kalibrierung speichern" wird anschließend eine neue Benutzervorgabe erzeugt und im Ordner "User Presets" (Lightroom) oder "Settings" (ACR) gespeichert. Nach dem Neustart steht die Vorgabe im Entwickeln-Modul von Lightroom zur Verfügung. In ACR findet man die Vorgaben unter dem vorletzten Reiter oder im Menü "Vorgabe anwenden", Sie können aber auch „Einstellungen laden“ wählen.

Farbkorrektur mit dem SpyderCheckr in Lightroom3.

(Bild: Screenshot )

DataColor nennt das eben erläuterte Vorgehen "Kamerakalibrierung", obwohl eigentlich nur eine Benutzervorgabe erzeugt wird, welche die HSL-Regler auf bestimmte Werte einstellt. Solche Vorgaben lassen sich auf Fotos von beliebigen Kameras anwenden, vermerken Sie also unbedingt das Kameramodell im Namen. Ein Vorteil ist, dass Vorgaben vom Anwender jederzeit abgeändert und unter neuem Namen gespeichert werden können. Ein Nachteil, dass die Kalibrierung eigentlich nur für Fotos, die unter gleichen Lichtbedingungen aufgenommen wurden, genau passt. Haben Sie zwei Vorgaben für unterschiedliche Lichtbedingungen erzeugt, kann die SpyderCheckr-Software daraus drei weitere Vorgaben mit Zwischenwerten interpolieren – was allerdings die Übersichtlichkeit nicht gerade erhöht.

Die Empfindlichkeit gegenüber der Lichtfarbe lässt sich aber auch nutzen: Der Spyder-Checkr enthält zusätzlich zu den neutralgrauen einige bläuliche und rötliche Weißfelder. Nimmt man den Weißabgleich an den bläulichen vor, werden Portraits wärmer und Hautfarben "gesünder", die rötlichen Felder erzeugen dagegen kühlere Stimmungen. Datacolor vergleicht dies mit schwachen Farbfiltern, die man früher zum gleichen Zweck vor das Objektiv schraubte. Das gehört zwar kaum noch zum Thema Farbmanagement, eher zur kreativen Fotografie, hat aber den Vorteil, dass die so erzeugten Farbstimmungen gut reproduzierbar sind.

Wie Sie die Kamera über DNG-Profile kalibrieren, verrät die c't Digitale Fotografie. (ssi)