Feldversuch: Heizen mit Wasserstoff aus bestehendem Gasnetz ist möglich

Einen Winter lang haben erstmals in Deutschland einige Haushalte mit 100 Prozent Wasserstoff geheizt, das über das bestehende Leitungsnetz in die Häuser kam.

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Wasserstoffleitung

(Bild: Zukunft Gas)

Lesezeit: 2 Min.

Haushalte, die mit Erdgas heizen, lassen sich problemlos auf Wasserstoff umstellen. Das ist das Ergebnis des Pilotprojekts H2Direkt im bayerischen Ort Hohenwart nahe Ingolstadt. Dort heizten erstmals in Deutschland zehn Privathaushalte und ein Gewerbekunde seit Ende September 2023 eine Heizperiode lang mit 100 Prozent Wasserstoff über ein zuvor mit Erdgas betriebenes Gasverteilnetz.

Zum Ende der Heizperiode ziehen die drei Projektpartner Energie Südbayern, Energienetze Bayern und Thüga ein positives Fazit. "Die Umstellung hat reibungslos funktioniert. Selbst bei Temperaturen bis minus 15 Grad war auf die gesamte Wasserstoffinfrastruktur und die neuen Heizungen Verlass."

In dem Projekt ging es hauptsächlich darum, ob die bestehende Infrastruktur im Netz und in den Haushalten für Wasserstoff tauglich ist. Diese habe sich nun erwiesen, sagte Michael Schneider, Geschäftsführer der Energienetze Bayern. An dem Projekt außerdem beteiligt waren Energie Südbayern und der Energiedienstleister Thüga.

Am Netz selbst musste nichts umgerüstet werden. Die Heizungen in den Haushalten wurden durch 100%-H2-Brennwertthermen von Vaillant ersetzt, zudem wurden die Gaszähler ausgetauscht. Bei der regelmäßigen Überprüfung aller Leitungen und Infrastrukturkomponenten im Netz und in den Kellern seien keinerlei Undichtigkeiten festgestellt worden, teilte Thüga mit. Die beteiligte Kundschaft sei regelmäßig nach dem Feedback gefragt worden und habe sich sehr zufrieden gezeigt.

Beteiligte Mitarbeiter seien nahtlos in neue Abläufe integriert worden, sagte Mathias Stierstorfer von Energienetze Bayern. Das betreffe beispielsweise Nachjustierungen an einzelnen Anlagen, Anpassen von Parametern oder das bei Neuinstallationen übliche Entlüften von Heizkörpern. Grundsätzlich unterscheide sich der Betrieb des Netzes mit Wasserstoff kaum von dem mit Erdgas. Auch Wasserstoff wird das Odoriermittel THT beigesetzt, weil es wie Erdgas von menschlichen Nasen nicht aufgespürt werden kann, falls eine Leitung undicht ist.

Die Kapazität des Verteilnetzes sei für Wasserstoff mit seiner erhöhten Durchflussgeschwindigkeit geeignet, teilten die Projektbetreiber weiter mit. Die Ergebnisse des Projekts H2Direkt ließen sich auf andere Netzbereiche übertragen, etwa zur Versorgung von Kundengruppen aus Industrie und Gewerbe.

Für zunächst solche Kunden plant das Bundeswirtschaftsministerium ein knapp 10.000 Kilometer langes Wasserstoffkernnetz. Ob auch die bisherigen Gas-Verteilnetze in der Lage sind, Wasserstoff zu transportieren, hat der Netzbetreiber Netze BW Öhringen im Nordosten Baden-Württembergs getestet. Dort wurden im realen Netzbetrieb bis zu 30 Prozent Wasserstoff ins Erdgasnetz eingespeist.

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(anw)