Feuer in Batterie-Fabrik in Südkorea fordert Menschenleben

Eine Batterie fängt Feuer. Es folgt eine Kettenreaktion, binnen 15 Sekunden ist die Fabrik voller giftigen Rauchs, die Sicht weg.​

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Blaulicht
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Mindestens 22 Tote hat am Montag ein Großbrand in einer südkoreanischen Batteriefabrik gefordert. In der Fabrik werden nicht-wiederaufladbare Lithium-Batterien (Li-SOCl2) hergestellt. Die Toten sind vorwiegend Gastarbeiter: 18 Chinesen, ein Laote, zwei Südkoreaner und ein Arbeiter unbekannter Nationalität. Eine weitere Person wird noch vermisst, mehrere sind schwer verletzt. Insgesamt waren zum Unglückszeitpunkt 102 Personen in dem Gebäude tätig.

Das Feuer soll sich um etwa 10:30 Uhr Ortszeit in einer einzelnen Batteriezelle explosiv entzündet haben und sofort auf weitere Batteriezellen übergesprungen sein, die dann ebenfalls explodierten. Die Feuerwehr rückte laut einem Bericht mit rund 145 Mann, konnte aber erst nach mehr als viereinhalb Stunden in das Gebäude vordringen. Lithium-Brände sind extrem schwer zu bekämpfen. Zahlreiche Explosionen und deswegen herumschießende Betonteile hätten die Arbeiten weiter erschwert. Die Suche nach der vermissten Person läuft; auch sonst geht der Feuerwehreinsatz weiter, da weitere Entzündungen befürchtet werden. In der Fabrik befanden sich zehntausende Lithium-Batterien.

Die Feuerwehr hat Aufnahmen einer Überwachungskamera ausgewertet; demnach war das Gebäude schon 15 Sekunden nach Brandausbruch im ersten von zwei Obergeschoßen so von Rauch erfüllt, dass die Arbeiter nichts mehr sehen konnten. Laut Feuerwehr könnten schon ein oder zwei Atemzüge in dem Rauch zu Verlust des Bewusstseins führen. Die Versuche der Fabrikarbeiter, mit Feuerlöschern den Brand zu stoppen, hätten nicht gefruchtet. Dann seien sie in einen Bereich im ersten Obergeschoß geflüchtet, aus dem es keinen Ausweg gab.

Dabei gab es zwei offene Fluchtwege an anderen Stellen. Die Opfer dürften nicht direkt beim Hersteller Aricell angestellt, sondern vorwiegend für eine Leiharbeitsfirma tätig gewesen sein. Daher, so vermutet die Feuerwehr, hätten sie sich im Gebäude nicht gut ausgekannt und seien deswegen in eine falsche Richtung gerannt.

Staatspräsident Yoon Suk Yeol hat den Unglücksort aufgesucht und angeordnet, dass die Regierung Pläne ausarbeitet, die eine weitere ähnliche Katastrophe verhindern sollen. Mehrere Behörden haben Ermittlungen aufgenommen.

Aricell stellt in der Anlage in Hwaseong südlich der Großstädte Seoul und Incheon Lithium-Thionylchlorid-Batterien her. Sie können nur einmal genutzt und danach nicht wiederaufgeladen werden. Sie zeichnen sich durch relativ hohe Spannung (nominal 3,6 Volt), niedrige Selbstentladung, hohe Energiedichte und lange Lagerfähigkeit aus. Beim Entladevorgang entstehen unter anderem Schwefel und Schwefeldioxid.

(ds)