"Financial Times" geht an japanische Mediengruppe Nikkei

Die "Financial Times" galt lange als Fremdkörper im Schulbuchverlag Pearson. Nun stoßen die Briten die angesehene Wirtschaftszeitung ab. Den Zuschlag bekommt die japanische Nikkei-Gruppe – und nicht Axel Springer, dem Interesse am Blatt nachgesagt wurde.

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Financial Times

(Bild: ft.com)

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  • dpa

Die japanische Mediengruppe Nikkei hat im Bieterkampf um die Financial Times den Zuschlag erhalten. Für 844 Millionen britische Pfund (rund 1,2 Milliarden Euro) gibt der britische Eigentümer Pearson die renommierte, auf lachsfarbenem Papier gedruckte Wirtschaftszeitung ab. Dies teilte der Konzern am Donnerstag in London mit.

Nikkei gibt ein japanisches Wirtschaftsblatt gleichen Namens heraus und ist nach eigenen Angaben die größte unabhängige Mediengruppe in Asien. Mehrere Aufsichtsbehörden müssen dem Geschäft noch zustimmen. Im vierten Quartal dieses Jahres soll der Deal abgeschlossen werden.

Kurz bevor die Einigung verkündet wurde hatte Axel Springer mitgeteilt, dass der Verlag das Blatt nicht kaufen werde. Verschiedene Medien hatten von Verhandlungen des deutschen Medienriesen über einen möglichen Erwerb der Zeitung berichtet. Axel Springer wies die Spekulationen zurück.

Nach Angaben des Pearson-Verlags, der die FT 1957 gekauft hat, stieg die Auflage im Jahr 2014 auf ein Rekordhoch von fast 720.000 – die digitale Ausgabe eingeschlossen. 504.000 (70 Prozent) der Abonnements sind Digital-Abos, sie waren in den vergangenen Jahren verantwortlich für ein stetiges Wachstum.

2014 habe der Umsatz der FT-Gruppe, zu der eine chinesische Ausgabe, der Branchen-Service Medley Global Advisors, die Bildungseinrichtung New York Institute of Finance, das Netzwerk ExecSense, der App-Entwickler FT Labs sowie verschiedene Newsseiten und Magazine gehören, bei 334 Millionen Pfund gelegen. Eine deutsche Ausgabe der Zeitung hatte der Verlag Gruner+Jahr besessen, die Financial Times Deutschland wurde 2012 jedoch eingestellt.

Auch eine 50-prozentige Beteiligung am Wirtschaftsmagazin Economist gehört zu der Gruppe. Diese ist Pearson zufolge aber nicht Teil des verkauften Pakets. Der britische Medienkonzern verdient sein Geld überwiegend mit Bildungsangeboten, unter anderem mit Schulbüchern.

"Wir waren fast 60 Jahre lang ein stolzer Besitzer der FT", sagte Pearson-Chef John Fallon. Das starke Wachstum von mobilem Internet und sozialen Netzwerken stelle die Medien vor einen Wendepunkt. In dieser neuen Umgebung sei es das beste für die FT, Teil eines global agierenden, digitalen Nachrichten-Unternehmens zu sein. Nikkei-Chef Tsuneo Kita betonte: "Wir teilen die gleichen journalistischen Werte." (anw)