Finanzaufsicht schreitet ein: Silicon Valley Bank geschlossen und in Konkurs

Die kalifornische Finanzaufsicht hat die Kontrolle über die Silicon Valley Bank übernommen, nachdem deren Schieflage ein Beben im Bankensektor ausgelöst hatte.

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Eingang zum Hauptquartier der Silicon Valley Bank in Santa Clara, US-Bundesstaat Kalifornien.

(Bild: Sundry Photography/Shutterstock.com)

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Die Probleme der auf Startups und Technologiefirmen spezialisierten Silicon Valley Bank (SVB) belasten den Bankensektor an den weltweiten Börsen. Die Aktie der SVB Financial Group war am Donnerstag und Freitag im freien Fall und hatte die Werte anderer US-Banken sowie den europäischen Bankenindex belastet, bevor die US-Börse den Handel mit dem SVB-Papier am Freitagmorgen ausgesetzt hat. An der Wall Street geht nun die Sorge vor einer Kettenreaktion um. Am Freitagnachmittag deutscher Zeit schritt die Bankenaufsicht ein und stellte die SVB unter Konkursverwaltung.

Ein zentraler Geschäftszweig der Silicon Valley Bank sind Finanzierungen für Technologiefirmen und Start-ups sowie Risikokapitalgeber. Am Mittwoch hatte die Bank überraschend mitgeteilt, einen Anlageverlust von rund 1,8 Milliarden US-Dollar mit der Ausgabe eines neuen Aktienpakets im Nennwert von 1,75 Milliarden US-Dollar kompensieren zu wollen. In einer weiteren Transaktion will ein Finanzinvestor Stammaktien im Wert von 500 Millionen US-Dollar übernehmen.

Die Mitteilung löste an den Aktienmärkten Besorgnis über die Liquidität der Bank aus. Anleger trennten sich von ihren Anteilen, der Aktienkurs der SVB stürzte bis Börsenschluss am Donnerstag um 60 Prozent ab. Der Trend setzte sich bis Handelsstart am Freitagmorgen fort, bis das Papier vom Handel ausgesetzt wurde.

Die Nervosität hat auf den gesamten Bankensektor übergegriffen. Die größten US-Banken mussten an der Börse substanzielle Verluste einstecken. Auch europäische und deutsche Banken sind betroffen. Der europäische Index "Stoxx Europe 600 Banks" gab am Freitag um 4,5 Prozent nach. Im Dax verloren die Deutsche Bank 7 Prozent und die Commerzbank 3,4 Prozent.

Am Freitag hat die Finanzaufsichtsbehörde des US-Bundesstaates Kalifornien die angeschlagene Silicon Valley Bank geschlossen und unter Zwangsverwaltung gestellt. Als Konkursverwalter wurde der Einlagensicherungsfonds Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) eingesetzt, teilte das California Department of Financial Protection and Innovation (DFPI) am Freitag in San Francisco mit. Grund für die Maßnahme seien ungenügende Liquidität und die Insolvenz der SVB.

Die FDIC hat die versicherten Einlagen der SVB an die neu gegründete Deposit Insurance National Bank of Santa Clara (DINB) übertragen. Konten sind bis 250.000 US-Dollar versichert. Für Einlagen, die über die gesetzlich garantierte Sicherungssumme hinausgehen, erhalten Bankkunden eine Bescheinigung des Konkursverwalters. Diese Ansprüche können eventuell aus der Liquidation der Vermögenswerte der Bank bedient werden.

Eigentümer der versicherten Einlagen sollen ab Montag zu normalen Geschäftszeiten wieder Zugang zu ihren Konten erhalten. Die DINB werde die Geschäftstätigkeit der Silicon Valley Bank fortführen und die Filialen am Montag öffnen. Schecks der SVB werden weiter eingelöst, Kreditnehmer sollen weiter ihre Raten bedienen, hieß es weiter.

Europäische Analysten gehen bisher nicht davon aus, dass die Schieflage der SVB den Bankensektor diesseits des Atlantiks nachhaltiger belasten könnte. Vor dem Hintergrund der von Notenbanken vorgenommenen oder angekündigte Zinserhöhungen ist aber zu befürchten, dass mehr Kreditausfälle die ohnehin schmaleren Margen der Banken zusätzlich verkleinern.

In den USA hatten die Kunden der SVB ihre Gelder abgezogen. Unter anderem hat der Investor Peter Thiel Medienberichten zufolge den Unternehmen seines Founders Funds empfohlen, ihr Kapital bei SVB abzuziehen. Das drohte die Bank in eine Abwärtsspirale zu ziehen. SVB-Chef Greg Becker hatte zuvor an Investoren appelliert, Ruhe zu bewahren. Berichten zufolge hatte die Silicon Valley Bank auch einen Verkauf erwogen.

Während US-Marktbeobachter noch davon ausgehen, dass die derzeitige Unruhe am Markt die großen Banken nicht ernsthaft bedrohen, könnte ein Bank-Run, bei dem Kunden ihr Kapital abziehen, vor allem kleinere Finanzhäuser in existenzielle Schwierigkeiten bringen.

Ebenfalls am Mittwoch hatte die Kryptobank Silvergate Capital bekanntgegeben, den Betrieb einzustellen und die eigene Abwicklung einzuleiten. Das 1988 gegründete Bankhaus hatte sich in den letzten zehn Jahren zu einem der größten Finanzdienstleister der Kryptobranche entwickelt. Silvergate will sämtliche Kundeneinlagen auszahlen.

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Informationen zum Einschreiten der kalifornischen Bankenaufsicht und der Insolvenz der SVB ergänzt.

(vbr)