US-Kryptobank Silvergate beschließt freiwillige Abwicklung

Zahlreiche Kryptofirmen setzten auf die Dienste der US-Bank Silvergate. Die war nach dem FTX-Kollaps aber so schwer angeschlagen, dass sie nun aufgeben muss.

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(Bild: Zakharchuk/Shutterstock.com)

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Die Krise am Markt für Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether zwingt mit dem US-Finanzkonzern Silvergate Capital ein weiteres Schwergewicht der Branche in die Knie. Die Kryptobank gab am Mittwoch (Ortszeit) bekannt, ihren Betrieb einzustellen und freiwillig die geordnete eigene Abwicklung einzuleiten. Dies sei angesichts der jüngsten Entwicklungen der Branche der "beste Weg". Silvergate kündigte an, sämtliche Kundeneinlagen vollständig zurückzuzahlen.

Die Aktie des 1988 gegründeten Bankhauses, das sich in den letzten zehn Jahren zu einem der größten Finanzdienstleister der Kryptobranche entwickelte, brach nachbörslich um 35 Prozent ein. Silvergate hatte im Zuge der Pleite der großen Kryptobörse FTX bereits gewarnt, das Geschäft möglicherweise einstellen zu müssen.

Das Ende von Silvergate kündigte sich schon länger an. Zuletzt distanzierten sich laut Bericht des Fachdienstes The Block Größen der US-Kryptobranche wie Coinbase, Paxos, Circle und Gemini von Silvergate, nachdem die Bank gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC offengelegt hatte, dass sie nicht gut kapitalisiert sei und sich der Jahresbericht verzögere. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres hatte Silvergate einen Verlust von einer Milliarde US-Dollar bilanziert. Verunsicherte Kunden hatten rund acht Milliarden US-Dollar an Einlagen abgezogen.

Für die Kryptobranche ist das Ende von Silvergate ein herber Verlust. So war etwa das von der Bank betriebene Zahlungsnetzwerk SEN ein wichtiger Kanal für Profi-Investoren, um rund um die Uhr Geld auf Kryptobörsen transferieren zu können. 2022 liefen darüber Transfers im Wert von rund 560 Milliarden US-Dollar, im Jahr davor rund 787 Milliarden US-Dollar. Aktuell setzen Kryptofirmen wie Coinbase auf die US-Bank Signal als Ersatz, die Berichten nach aber auch ihre Verbindungen zur Kryptowelt verringern möchte.

Generell sieht es in den USA derzeit nach einem ungemütlichen regulatorischen Klima für die Kryptobranche aus. Nach dem FTX-Kollaps verschärft die US-Regierung ihre Kontrollen. So musste etwa Paxos die Ausgabe des Binance-Stablecoins BUSD einstellen und die Börse Kraken beendete mit Strafgeld ihr Angebot von Staking-Diensten für US-Kunden. Anfang Januar hatte die US-Zentralbank Federal Reserve gemeinsam mit zwei weiteren Behörden Geldhäuser vor den hohen Risiken gewarnt, die die Zusammenarbeit mit Kryptofirmen mit sich brächte.

Manche Beobachter erwarten, dass das im April erwartete Ethereum-Update, das Stakern die Abhebung die ihrer Einlagen ermöglicht, ein weiteres Durchgreifen der Börsenaufsicht SEC nach sich ziehen könnte. SEC-Chef Gensler tritt schon länger dafür ein, Proof-of-Stake-Kryptowährungen wie Ethereum als Wertpapier zu regulieren, wogegen Kryptofirmen vehement opponieren. Ebenfalls grassieren Befürchtungen, dass die US-Regierung erwägen könnte, vielen Kryptofirmen den Zugang zum Bankensystem abzuschneiden. Das Schlagwort der "Operation Choke Point 2.0" macht die Runde, in Anspielung auf vor zehn Jahren von der damaligen Obama-Regierung gestartete Anti-Geldwäschemaßnahmen.

(axk)