Fluggesellschaften erkunden, wie sich Kondensstreifen verringern lassen

Deutsche Fluggesellschaften beteiligen sich an einem Programm, durch das die Entstehung von Kondensstreifen besser verstanden werden soll.

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Zwei Flugzeuge mit Kondensstreifen

(Bild: DLR/NASA/Friz.)

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Optimierte Flugrouten können in Einzelfällen Kondensstreifen vermeiden. Das ist ein Ergebnis von ersten ausgewerteten Testflügen im 100-Flüge-Programm. Ziel des Programms ist es, besser zu verstehen, wie Nicht-CO₂-Effekte, also klimaschädliche Kondensstreifen im Luftverkehr entstehen. An dem Programm der Deutschen Flugsicherung (DFS) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligen sich Lufthansa, TuiFly, Condor, DHL, EAT und Eurocontrol.

Die 100 Flüge werden von Satelliten beobachtet. Dabei wird analysiert, wie groß die Wirkung des nicht vermiedenen Kondensstreifen im Vergleich zur Klimawirkung des durch die Umleitung bedingten zusätzlichen CO₂ gewesen wäre. Finale Ergebnisse werden für kommenden Herbst erwartet und sollen dann mit den wissenschaftlichen Institutionen ausgewertet werden, heißt es in einer Mitteilung des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Bereits jetzt sei klar, dass zu den weiteren Herausforderungen für klimafreundlicheres Fliegen auch gehört, den Prozess der Flugplanung zu automatisieren.

Kondensstreifen bestehen aus Wasserdampf und Abgasen, die die Flugzeuge ausstoßen. Ebenfalls enthaltene Rußteilchen können in großen Höhen als Kondensationskeime wirken, die Wassermoleküle gefrieren zu Eiskristallen und langlebigen Zirruswolken. Sie reflektieren die Wärmeabstrahlung der Erde und tragen zum Treibhauseffekt bei. Um dieses Phänomen kümmert sich seit 2022 der vom Bundeswirtschaftsministerium und -verkehrsministerium gegründete Arbeitskreis klimaneutrale Luftfahrt (AKkL), der auch für das 100-Flüge-Programm zuständig ist.

Der AKkL hat anlässlich der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA), die momentan in Berlin läuft, einen Arbeitsbericht (PDF) vorgelegt. Darin fordert er unter anderem bessere Bedingungen für die Herstellung von nachhaltigem Luftfahrttreibstoff (SAF). In dem Bericht heißt es auch, die Klimawirkung des Luftverkehrs sei wegen der Nicht-CO₂-Effekte doppelt so hoch wie dessen reine CO₂-Emissionen. Weiter schreibt der Arbeitskreis, dass die Erkenntnisse aus den 100 Flügen nur begrenzt skalierbar seien. Wenn ausgedehnte eisübersättigte Gebiete vermieden würden, könne es im Luftraum schnell zu Kapazitätsengpässen kommen.

In 70 Testflügen haben 2023 Google Research, American Airlines und Breakthrough Energy analysiert, wie sich Kondensstreifen im Flugbetrieb mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz verringern lassen. Die Piloten haben während der Flüge Höhen vermieden, in denen Kondensstreifen mit höherer Wahrscheinlichkeit auftreten. Dafür konnten sie Vorhersagen heranziehen, die Google Research per KI und Machine Learning aus Wetterdaten und Satellitenbildern errechneten und die mit Modellen von Breakthrough Energy abgeglichen wurden.

(anw)