Flugtaxi: Volocopter darf in Paris fliegen
Der deutsche Flugtaxi-Entwickler Volocopter kann seine Ankündigung einlösen und seine Flugtaxis während der Pariser Spiele abheben lassen.
- Andreas Wilkens
- mit Material der dpa
Kurz vor Ende der Olympischen Spiele hat der Flugtaxi-Hersteller eine Flugerlaubnis für Paris erhalten. Flüge mit den elektrischen Fluggeräten, die senkrecht starten und landen, sind unter anderem für den morgigen Donnerstag geplant, wie das Unternehmen aus dem badischen Bruchsal laut dpa mitteilte.
Noch zu Beginn der Spiele, die am Sonntag enden, war unklar, ob Volocopter und der französische Flughafenbetreiber Groupe ADP ihre Pläne wirklich umsetzen können. Die Entscheidung lag bei der französischen Aufsichtsbehörde für die zivile Luftfahrt DGAC und der Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit Easa.
Geplant war eigentlich mehr
Die nun geplanten Testflüge sind allerdings ein Kompromiss. Wie der nun aussieht, hat Volocopter auf Anfrage von heise online noch nicht mitgeteilt. Wegen der großen Menge würden telefonische Anfragen nicht angenommen, heißt es in einer Bandansage des Unternehmens. Es verweist auf Kontaktmöglichkeiten per E-Mail.
Ursprünglich hatten das Unternehmen und Groupe ADP zu den Olympischen Spielen als erste weltweit einen Flugtaxiservice mit Passagierbetrieb anbieten wollen. Zuletzt war von zwei Demonstrationsflügen pro Stunde in der Zeit von 8 bis 17 Uhr die Rede. Doch eine Musterzulassung der EASA dafür fehlt weiterhin. Die europäische Flugsicherheitsagentur äußerte sich auf Nachfrage nicht dazu.
Angekündigt hatten die Partner im vergangenen Jahr, in Paris werde der Betrieb von Flugtaxis auf drei Verbindungs- und zwei touristischen Rundflugrouten starten. Dafür waren fünf Vertiports genannte Landeplätze geplant, vier bestanden bereits, im Juli genehmigte die französische Regierung einen Landeplatz auf einem Ponton auf der Seine nahe dem Bahnhof Austerlitz.
In dem Modell Volocity mit einem großen Ring samt 18 Rotoren auf dem Dach passt neben dem Piloten eine weitere Person. Die Flugtaxis sollten auf einer Höhe von weniger als 500 Metern fliegen und somit in städtischen Umgebungen vom Boden aus nicht zu hören sein.
Der französische Staatsrat hatte jüngst zwei Anträge gegen einen zeitlich begrenzten Start- und Landeplatz für Flugtaxen im Zentrum von Paris abgewiesen. Die Stadt Paris und mehrere Organisationen hatten die Rechtmäßigkeit der Anordnung für den Betrieb angezweifelt.
Alternative zum Ă–PNV und in der Luftrettung?
Volocopter meint wie andere Unternehmen dieser Art, mit Flugtaxis könnten Staus in Städten ausgeglichen und andere Formen des öffentlichen Nahverkehrs verbunden werden. Neben Paris stehen auf der Liste jener Städte, an denen Volocopter zuerst an den Start gehen will unter anderem Rom und Osaka – aber keine deutschen, weil die Städte hierzulande nicht so dicht besiedelt seien und autarke Nahverkehrsnetze hätten.
Vom Volocopter zur Volocity (57 Bilder)
In Deutschland arbeitet Volocopter wiederum mit der ADAC-Luftrettung zusammen. Zusammen wollen sie den Einsatz fĂĽr medizinische und Rettungszwecke erproben.
Immer wieder kritisiert werden die hohen Kosten, die für die Flüge erwartet werden. Im Pariser Stadtrat war die Rede von einer "Absurdität für Superreiche". Was der Bau der mehr als 500 Kilogramm schweren Zweisitzer kostet, ist nicht bekannt.
Zuletzt wurde über staatliche Unterstützung in Millionenhöhe diskutiert. Nach einer Absage aus Baden-Württemberg stand sogar ein Wechsel des Volocopter-Hauptsitzes nach Bayern im Raum, weil sich der Freistaat zunächst offener gezeigt hatte. Schließlich entschieden sich die Bayern doch dagegen, Volocopter bekam das benötigte Geld von Investoren. Allein in Bruchsal beschäftigt die Firma nach früheren Angaben rund 650 Mitarbeitende.
(anw)