Flugtaxis: Investitionen in Advanced Air Mobility stark zurückgegangen

Falls Flugtaxis frühestens 2025 kommerziell in Betrieb gehen, wären Flüge mit ihnen recht teuer, heißt es in einer Studie. Dennoch könnten sie rentabel sein.

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Ein Lilium-Flugtaxi fliegt in einer Computergrafik über einer Stadt

So könnte es aussehen, wenn Flugtaxen in kommerziellem Betrieb sind.

(Bild: Lilium)

Lesezeit: 3 Min.

Die Investitionen in Unternehmen, die Kleinflugzeuge beziehungsweise Multicopter wie Flugtaxis entwickeln, sind in den vergangenen Jahren stark geschrumpft. 2021 haben die Investitionsmittel in den "Advanced Air Mobility" (AAM) genannten Bereich 6,8 Milliarden Euro betragen, 2022 rund 3,3 Milliarden und voriges Jahr waren es 1,2 Milliarden, hat die Unternehmensberatung Roland Berger zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) für eine Studie ausgerechnet.

Wichtigster Faktor für die rückläufigen Investitionen sei eine allgemein schwierige Wirtschaftslage mit steigenden Zinsen, sagte Manfred Hader, Partner bei Roland Berger. Allerdings zeuge die Zurückhaltung der Investoren auch von der Sorge, ob und ab wann AAM-Angebote überhaupt wirtschaftlich tragfähig sein können.

Mit ersten kommerziellen Flugtaxi-Diensten sei frühestens 2025 zu rechnen, daher lägen noch keine realen Daten für ihre Kosten vor. Die Hersteller solcher Flugtaxen selbst gingen davon aus, dass beispielsweise ein Flug über die 160 km von New York nach Philadelphia gut 200 Euro kosten würde. Insgesamt reichten die Kalkulationen von eVTOL-Entwicklern und unabhängigen Institutionen von einem bis zu 23 US-Dollar pro Passgiermeile.

Nach derzeitigem Stand stellten Flugtaxi-Dienste eher einen "Premiummarkt" dar, heißt es in der Studie. Sie eigneten sich also eher für Gutbetuchte; der Markt könne dennoch rentabel sein, denn die Zielgruppen seien zahlungsbereit, meinen die Studienautoren. Sie haben kalkuliert, dass ein 12-Kilometer-Lufttaxiflug vom Hamburger Hauptbahnhof zum Airbus-Standort Finkenwerder mit einem Passagier zwischen 175 und 350 Euro kosten würde. Die Reise würde etwa 11 Minuten dauern, verglichen mit einer am Boden von rund 40 Minuten. Bei einem ferngesteuerten Flug könnte statt des Piloten ein zweiter Passagier mitfliegen, das Ticket wäre halb so teuer.

In der Studie wurden dabei die Start- und Landegebühren der Vertiports sowie die zukünftigen Preise für flugtaugliche Batterien und deren Lebensdauer berücksichtigt, ebenso für den Anwendungsfall eines Shuttle-Flugs über 17 km von Hamburg-Blankenese zum Flughafen Hamburg mit bis zu vier Passagieren plus Gepäck. Die 12 Minuten Flug würden pro Passagier 75 bis 160 Euro kosten bei 75 Prozent Sitzauslastung des Flugtaxis. Ein Taxi oder Limousinen-Service bräuchte 45 Minuten und koste für das gesamte Fahrzeug zwischen 65 und 140 Euro. Ein Flugtaxi-Flug vom Flughafen Hamburg nach Sylt käme auf bis zu 300 Euro pro Passagier.

Flugtaxi-Dienste blieben in den ersten Jahren zwar ein Premium-Nischenmarkt, aber in begrenzten Anwendungsfällen und geeigneten Szenarien im kommerziellen Betrieb könnten sie wirtschaftlich und rentabel sein, heißt es in der Studie weiter. Für einen breiteren ökonomischen Erfolg der Flugtaxen müssten die Entwickler wie Lilium, Archer, Job oder Skydrive aber ein überzeugendes Geschäftsmodell vorweisen, meinen die Studienautoren. Um die Kosten zu senken, sollten zudem alle Beteiligten im gesamten AAM-Ökosystem zusammenarbeiten. Das sei die Grundlage für einen "dringend benötigten Nachschub an weiteren Investitionen".

Bestellungen liegen den Flugtaxi-Herstellern bereits einige tausend vor. Die Rangliste führt Eve Air Mobility an, mit 2800 Vorbestellungen, Vertical Aerospace folgt mit 1500, darauf das deutsche Unternehmen Lllium mit 750. Das ebenfalls deutsche Unternehmen Volocopter kommt laut der Studie auf 450 Bestellungen. Die meisten Bestellungen kommen von Fluglinien und sind in vielen Fällen nicht verbindlich.

(anw)