Flugtaxis: Lilium soll 100-Millionen-Euro-BĂĽrgschaft vom Staat bekommen
Der Bund und das Land Bayern sichern je 50 Millionen Euro ab, im Gegenzug bleibt Lilium dem Freistaat treu. So die Vorstellung der MĂĽnchner Landesregierung.
Das Land Bayern möchte dem Flugtaxi-Hersteller Lilium mit einer Bürgschaft über 50 Millionen Euro unter die Arme greifen, der Bund soll für denselben Betrag geradestehen. So plant der Staat einen 100-Millionen-Kredit der staatlichen KfW-Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau) abzusichern. Das FDP-geführte Bundesverkehrsministerium begrüßte das Vorhaben, entscheiden muss jedoch der Haushaltsausschuss des Bundestages.
Lilium möchte beim Passagiertransport mittels Flugtaxis ganz vorn mitmischen und entwickelt seit 2015 den "Lilium Jet". Der senkrecht startende Fünfsitzer soll ab 2025 mit Elektroantrieb seine Insassen bis zu 300 Kilometer weit chauffieren – und das irgendwann sogar ganz ohne Pilot.
Dafür braucht das Start-up viel Geld, das es bei Risikokapitalgebern einwirbt. Im ersten Halbjahr 2024 geben die Flugzeugbauer für Forschung, Entwicklung und Fertigung voraussichtlich zwischen 185 und 195 Millionen Euro aus, 15 Millionen mehr als ursprünglich geplant. Das liege an inflationsbedingten Kostensteigerungen und erfolgreichen Anwerbekampagnen bei technischen Mitarbeitern, so die Lilium-Manager in der Ergebnispräsentation für das erste Quartal 2024. Das Deckblatt der Präsentation ziert Bundeskanzler Scholz vor einem Prototyp des Elektrojets.
Umstrittenes bayrisches Vorzeigeprojekt
Auch für die bayrische Regierung ist der Lilium-Jet ein Vorzeigeprojekt – die Fabrik des eVTOL-Herstellers (electrical vertical take-off and landing) steht in Wessling bei München. Man wolle mit der Bürgschaft eine Abwanderung aus Deutschland verhindern. Neben dem durch Land und Bund abgesicherten KfW-Darlehen über 100 Millionen Euro, das bereits seit Mai in der Schwebe hängt, verhandelt das Lilium-Management nämlich auch mit der französischen Regierung über eine Bürgschaft. Diese wäre an ein Investment von bis zu 400 Millionen Euro für den Aufbau von Produktionskapazitäten in der Grande Nation verbunden.
Nachdem auch im Münchner Kabinett die Meinungen zu staatlichem Engagement bei Lilium durchaus geteilt war – besonders Wirtschaftsminister Aiwanger galt als ausgesprochener Gegner – hat nun offenbar Ministerpräsident Söder auf den sprichwörtlichen Tisch gehauen. Wie der Bayerische Rundfunk Staatskanzleichef Herrmann zitiert, habe Söder eine "zukunftsweisende industriepolitische Leitentscheidung" getroffen und das Kabinett sich geschlossen hinter dem Franken versammelt.
In den Auftragsbüchern des Herstellers stehen mittlerweile mehr als einhundert verbindliche Bestellungen und etwa 700 Absichtserklärungen (MoU, Memorandum of Understanding), auch eine saudische Fluggesellschaft hat fünfzig Flieger geordert. Die Bayern liefern sich ein hartes Rennen mit dem Wettbewerb. Lilium-Konkurrent Volocopter wollte ursprünglich bemannte Flüge als Zubringer bei den Olympischen Spielen im Juli dieses Jahres anbieten, war jedoch an der fehlenden Zulassung durch die EASA, der europäischen Agentur für Flugsicherheit, gescheitert.
(cku)