Forscher warnen vor neuen Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin
Die so genannte in-vitro-Gametogenese könnte der entscheidende Fortschritt für Frauen sein, die auf natürliche Weise keine Kinder bekommen können. Gleichzeitig aber hat sie heikle Anwendungsmöglichkeiten.
- Sascha Mattke
Eine neue Technologie namens in-vitro-Gametogenese, bei der beliebige Zelltypen zu Keimzellen umprogrammiert werden, könnte ein wahrer Segen für unfruchtbare Frauen sein. Auf der anderen Seite öffnet sie die Tür zu vielen ethisch problematischen Entwicklungen wie der Auswahl von Embryos nach wünschenswerten Eigenschaften. Davor warnen drei bedeutende US-Forscher in einem Meinungsbeitrag für die Fachzeitschrift Science Translational Medicine, wie Technology Review berichtet.
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Das Versprechen der Technologie ist, dass sie genutzt werden könnte, um eine unerschöpfliche Versorgung mit Eizellen für Frauen zu sichern. Das wäre ein revolutionärer Fortschritt für die Reproduktionsmedizin, der Frauen erlauben würde, auch dann schwanger zu werden, wenn sie – ob wegen ihres Alters oder wegen Krankheiten wie Krebs – von Natur aus keine geeigneten Eizellen haben. "Für unfruchtbare Frauen ist das ein Segen. Es dürfte das Feld der künstlichen Befruchtung, wie wir es heute kennen, grundlegend verändern", sagt Eli Adashi, Medizin-Professor an der Brown University und einer der Autoren des Beitrags.
Auf der anderen Seite könnte eine unerschöpfliche Versorgung mit Eizellen zugleich die Tür für eine Hightech-Eugenik öffnen. Beispielsweise würde sie für Befruchtungskliniken die Möglichkeit schaffen, Hunderte von Embryos zu produzieren und dann diejenigen mit den wünschenswertesten Eigenschaften auszuwählen, etwa besondere Sehschärfe oder hohe Intelligenz. In Kombination mit Techniken für das Editieren von Genen könnte in-vitro-Gametogenese zudem die Möglichkeit schaffen, bestimmte Erbkrankheiten zu entfernen oder neue Eigenschaften herbeizuführen. (sma)