Fortgeschrittenen-Spiegelreflex: Nikon D200

Mit der D200 hat Nikon nicht einfach eine Modellpflege der Vorgängerin D100 nachgelegt, sondern eine neue Kamera geschaffen, die zwischen den oberen Mittelklassemodellen à la Canon EOS 30D und dem hauseigenen Profimodell D2Xs angesiedelt ist.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Dr. Klaus Peeck
Inhaltsverzeichnis

Die D200 kommt mit einem 10-MP-CCD-Sensor im APS-C-Format. Messtechnisch ist das relevant, im praktischen Fotoalltag nicht – die Bilder erscheinen im Wesentlichen nur etwas größer als bei der 8-MP-Canon. Messtechnisch zeigt die D200 jenseits von ISO 200 und bis in die ISO-1600-Stufe hinein deutlich bessere Rauschabstände als die Canon, und das trotz dichterer Packung der Sensorelemente auf dem nur etwa zehn Prozent größeren CCD-Sensor und einer im visuellen Vergleich sichtbar reineren Bildqualität der Canon.

Die Nikon arbeitet nämlich mit intensiverer Rauschunterdrückung, die bereits auf der ISO-400-Stufe unruhige Flächen und Schärfe- und Detailverluste produziert, was aber vom Rauschmessverfahren nach ISO-Standard nicht hinreichend erfasst wird. Das Bildrauschen der Nikon ist bis ISO 200 allerdings gut kompensiert und zeigt praktisch keine Farbrauschanteile. Im Gegensatz zur hier auffälligen Sony A100 kann die Gesamt-Rauschnote deshalb noch auf ein sehr knappes "Gut" lauten.

Die übrigen Abbildungsleistungen erschienen im Test dort gut bis sehr gut, wo das von Nikon zum Test zur Verfügung gestellte Superzoom-Objektiv "AF-S DX VR 18–200 mm f3,5–5,6 G IF ED" keine optischen Limits setzte. So liefert die Nikon an der c’t-Kiste fast sehr gute, neutrale Farben, zeigt praktisch kein Aliasing oder Kompressionsartefakte und mit dem Testobjektiv auch keine relevanten Moirés oder chromatische Aberrationen.

Bei teils noch differenzierten Tiefen belichtet die Kamera jedoch zu knapp, das Testobjektiv zeigte eine nur zufriedenstellende Schärfeleistung und Detailwiedergabe und musste mindestens auf f/8 abgeblendet werden, um einem exzessiven Randabfall zu begegnen. Superzoom-Objektive spielen mit den Grenzen der Physik und erreichen konstruktionsbedingt nie die Abbildungsleistungen hochwertiger 2- oder Mehr- Objektivlösungen. Das Gehäuse der Nikon vermittelt Profiflair durch sein schweres abgedichtetes Magnesium-Chassis.

Die Fülle an dedizierten Bedienelementen bietet nach einer längeren Eingewöhnungszeit ein Handling, das man in dieser Konsequenz sonst nur aus dem Profilager kennt. So sind beispielsweise insgesamt vier Wahlräder für die Belichtungs-, AF- und Serienbildmodi vorhanden. Andere Parameter, wie die ISO- Stufe, die Bildgröße und Kompression oder der Weißabgleich, werden durch Funktionstasten angewählt und per Daumenoder Zeigefinger-Einstellrad verändert. Fast alle Funktionen sind alternativ auch über das übersichtliche, aber ellenlange Bildschirmmenü zu erreichen. Hier können zudem noch 45(!) "Custom- Functions" beeinflusst werden.

Wer ob dieses Funktionsreichtums den Überblickverliert, kann sich mit Hilfe der Option "Letzte Einstellungen" die zuletzt vorgenommenen Änderungen ins Gedächtnis zurückrufen oder über die "Fragezeichen"-Taste kurze Hilfstexte zu den einzelnen Modi anzeigen lassen. Außerdem gestattet die Kamera das Abspeichern vier verschiedener Gesamtkonfigurationen in frei benennbare Benutzerspeicher. Das 2,5 Zoll große, helle und hoch auflösende Display zeigt ein scharfes, klares Bild. Nikon-typisch ist die transparente, wechselbare Displayschutzkappe.

Auf der Kameraoberseite findet sich ein besonders großes, grün beleuchtbares LC- Statusdisplay. Das Sucherbild der Nikon ist hell und groß. Über eine transparente LC-Schicht können Gitterlinien, die AF-Messpunkte und Zusatzinformationen etwa zum Akku- und CF-Card-Status direkt ins Sucherbild eingeblendet werden. Am unteren Bildrand steht zudem eine konventionelle Datenanzeige zur Verfügung.

Der Autofokus arbeitet mit sieben AF-Bereichen. Zwei der senkrechten "langen" AFFelder können auf Wunsch in jeweils drei kurze Einzelfelder separiert werden, was die Messfeldzahl auf elf steigert. Das begünstigt die wahlweise automatische Motivverfolgung über alle Messfelder. Die Präzision der Scharfstellung ist hoch, die Fokusgeschwindigkeit subjektiv ebenfalls. Eindrucksvoll ist die Serienbildrate mit 5 fps über 40 Aufnahmen hinweg, die die Nikon mit der Canon 30D gemein hat, mit sehr kurzer Dunkelphase im Sucher bei der Auslösung. Die Datenspeicherung erfolgt sehr schnell.

Belichtungsseitig bietet die Nikon natürlich alle Funktionen einer Oberklasse-Kamera einschließlich kürzester Belichtungszeit von 1/8.000 Sekunde auch im Highspeed-Blitzmodus, während die normale Blitzsynchronzeit 1/250 Sekunde beträgt. Bei mittenbetonter Belichtungsmessung ist sogar der Durchmesser des Mittenkreises einstellbar, zwischen sechs und 13 Millimetern. Der eingebaute Miniblitz ist mit seiner Leitzahl 13 vergleichsweise stark und vollständig in Nikons i-TTL-Blitzsystem integriert, kann daher auch als Master für die kabellose Fernsteuerung externer Blitzgeräte benutzt werden. Ältere Blitzgeräte mit D-TTL-Technik sind an der D200 nur noch in ihren Grundfunktionen nutzbar.

Den leistungsstarken Akku hegt die Kamera mit einer besonderen Analysefunktion und ermittelt dabei die kalkulierte Restkapazität in Prozent, die Anzahl der Aufnahmen seit der letzten Akkuladung und die vermutete Restlebensdauer des Akkus. Sogar Fremdakkus können abgewiesen werden, was Nikon das einträgliche Geschäft mit Ersatzakkus sichert – zu immerhin 89 Euro das Stück.

Messtechnisch zeigt die Nikon mit 9,5 Blenden bei ISO 100 den besten Maximalkontrast aller Kameras des Testfeldes. Dieser fällt Richtung ISO 1600 aber auf sieben Blenden ab. Die Betrachtungen zum Rauschabstand stehen bereits oben. Der Colorchecker und die Weißabgleichsmessung zeigen mit Werten von 8,8 und 2 neutrale Farbverhältnisse. Die Auflösungsleistung zeigt sich auch mit dem Superzoom-Objektiv durchgehend relativ konstant auf gutem 10-MP-Niveau.