Fotografin Hilla Becher ist tot

Hilla Becher, die mit Aufnahmen von Hochöfen, Wasser- und Fördertürmen bekannt wurde, ist vergangenen Samstag im Alter von 81 Jahren in Düsseldorf gestorben.

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  • Schirmer/Mosel
  • mit Material der dpa

Am 10. Oktober ist die Fotografin Hilla Becher verstorben, das bestätigte ihr Verlag Schirmer/Mosel am Dienstag. Hilla Becher (geboren am 2. September 1934) und ihr Ehemann Bernd Becher (1931-2007) zählen zu den bekanntesten deutschen Fotokünstlern. Das Paar hat über Jahrzehnte Industrieanlagen, Silos, Hochöfen, Wasser- und Fördertürme in Europa und den USA fotografiert und damit das Erbe einer Industrievergangenheit dokumentiert.

Fördertum Beringen, Belgien, 1991 (auf der oberen Plattform Hilla Becher)

(Bild: Bernd Becher / courtesy Schirmer/Mosel)

Hilla Becher und Bernd Becher waren die Begründer der für ihre kühle Sachlichkeit berühmten Düsseldorfer Fotoschule. Beide vertraten die Ansicht, dass der Fotograf sich so weitgehend wie möglich zurücknehmen und nur die Dinge selbst sprechen lassen soll. Aus der legendären Becher-Klasse an der Düsseldorfer Kunstakademie gingen bekannte Fotokünstler wie Andreas Gursky, Thomas Struth, Candida Höfer oder Thomas Ruff hervor. 2014 erhielt Hilla Becher den mit 30.000 Euro dotierten Rheinischen Kulturpreis.

"Mit Hilla Becher verliert die internationale Kunstszene eine ihrer wichtigsten Persönlichkeiten", hieß es in einer Erklärung der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. "Ihr wacher Geist und der untrügliche Blick prägten eine ganze Generation von Künstlern."

Bernd und Hilla Becher hätten mit ihren typologisch konzeptuellen Industrieaufnahmen die Fotografie ebenso wie die Kunst revolutioniert, sagte Gabriele Conrath-Scholl, Leiterin der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur. "Es ist ihnen gelungen, über die Kunstszene hinaus, unser aller Aufmerksamkeit auf die außergewöhnliche Ästhetik der Industriebauten der Schwerindustrie zu lenken." Die Institution hatte 1995 mit dem Fotografenpaar eine Kooperation zur Sicherung und Aufarbeitung eines wesentlichen Teils des Becher-Archivs begonnen. "Ihr Verdienst ist kein geringerer als die Erfindung und Etablierung einer neuen Wahrnehmungsästhetik", schrieb Schirmer/Mosel über Bernd und Hilla Becher. Durch ihr Werk sei die Fotografie als eigenständige Gattung der Kunst in den 1960er Jahren in Deutschland entdeckt worden.

"Wir haben diese Arbeit aus schierer Lust an Bildern begonnen", sagte Hilla Becher im Jahr 2005 über den Beginn ihrer fotografischen Arbeit Anfang der 60er Jahre. "Wir wussten, dass die Dokumentationen solch faszinierender Formen – die man ja grundsätzlich schön oder hässlich finden kann und deren Zweck in erster Linie nicht-ästhetisch ist – uns Freude machen würde."

[Update 13.10. 2015, 17:54: Die Meldung wurde ergänzt] (keh)