US-Fracking drückt CO2-Ausstoß fast auf Niveau von 1990 - schon vor Corona

Der energiebezogene CO2-Ausstoß der USA ist 2019 um 2,8% gefallen und liegt nur knapp über 1990 – trotz mehr Einwohnern. Erdgas und Öko-Subventionen helfen.

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Stark Abgase ausstoßende Industrianlage am Ufer eines Flusses

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Die Klimabilanz der USA profitiert von Fracking, das den Preis von Erdgas deutlich gedrückt hat. Dieses billige Erdgas verdrängt zunehmend Kohle aus der Stromproduktion, was zu geringeren CO2-Emissionen führt. Hinzu kommen Förderungen für erneuerbare Energiequellen und die sinkende Energieintensität der US-Wirtschaft. Im vergangenen Jahr, also noch vor der Coronavirus-Pandemie, ist der energiebezogene CO2-Ausstoß der USA um 2,8% oder 150 Millionen Tonnen auf 5.130 Millionen Tonen gefallen – trotz deutlich höheren Wirtschaftswachstums.

Damit liegt der energiebezogene CO2-Ausstoß nur noch 1,8% über dem Niveau von 1990 (5.040 Millionen Tonnen), obwohl die Bevölkerung seither um mehr als 30 Prozent gewachsen ist, und minimal unter dem Niveau von 2017. Das geht aus dem Bericht der US-Behörde US Energie Information Administration (EIA) hervor. 2018 hatte es einen wetterbedingten Emissionszuwachs gegeben, weil mehr geheizt und gekühlt werden musste. 2019 ist zwar nicht der Heizverbrauch wohl aber der Kühlverbrauch niedriger ausgefallen. Bedeutender sind allerdings die langfristigen Trends.

Das Jahr 1990 wird oft als Berechnungsgrundlage für Vergleiche und Zielbestimmungen herangezogen. In den USA zeigt sich, dass die Wirtschaft in den letzten 30 Jahren immer energieeffizienter wurde (Energie/BIP). Das liegt zum Teil an eigentlichen Effizienzgewinnen, zum Teil an geringerer Aktivität in Landwirtschaft und Produktion bei zunehmender Bedeutung von Dienstleistungen.

In den USA lag der energiebezogene CO2-Ausstoß zwar 1991 unter jenem von 1990, grundsätzlich aber stiegen die Emissionen von 1990 bis 2007 um durchschnittlich 1% pro Jahr – im Gleichschritt mit dem Bevölkerungszuwachs. 2008 sank die US-Wirtschaft in eine Rezession, seither ist der CO2-Ausstoß vom Bevölkerungszuwachs entkoppelt.

2019 hat allerdings auch das geringere Bevölkerungswachstum von nur 0,5% geholfen. Im Jahrzehnt davor war die Bevölkerung jährlich um durchschnittlich 0,9% gewachsen. Wäre sie auch 2019 so stark gewachsen, wäre der CO2-Ausstoß um 24 Millionen Tonnen höher ausgefallen.

2010 begann sich die US-Wirtschaft wieder zu erholen, doch ist ihr Energieverbrauch seither weniger CO2-intensiv. Und das liegt in erster Linie am Erdgas, das dank Fracking mit Kohle in Wettbewerb treten konnte. Erdgas ist inzwischen genauso wichtig für die US-Stromproduktion wie alle CO2-freien Quellen zusammen (Atomkernenergie, Wasser, Sonne, Wind, Biomasse u.a.), nämlich je 38%. Kohle ist von 53% (1990) beziehungsweise 49% (2007) auf 23% (2019) abgestürzt.

Entsprechend sind die energiebezogenen CO2-Emissionen aus Kohle seit 2007 um über die Hälfte zurückgegangen. 2019 gab es einen besonders starken Rückgang von 15%. Im Zeitraum seit 2007 sind Emissionen aus Erdöl und anderen flüssigen Energieträgern um 8,5% gefallen. Gestiegen sind natürlich Emissionen aus Erdgas, und zwar seit 2007 um 35,6%. Das ist vorwiegend auf die Verlagerung der Stromproduktion weg von Kohle hin zu Erdgas zurückzuführen.

Als zweite Ursache für die geringere CO2-Intensität elektrischen Stroms hebt der EIA-Bericht Vorschriften (insbesondere auf Staatenebene) und Subventionen (insbesondere auf Bundesebene) zugunsten erneuerbarer Energie hervor. Im Ergebnis steuern Solar- und Windstrom zusammengerechnet inzwischen um die Hälfte mehr zum US-weiten Strommix bei als Wasserkraft. Selbstredend verhilft die geringere CO2-Intensität des Strommix' auch Privathaushalten zu geringeren Emissionen.

Der CO2-Ausstoß des Verkehrs ist 2019 um 0,7% zurückgegangen. Die Entwicklung des CO2-verkehrsbezogenen Ausstoßes schwankt über die Jahre. Durchschnittlich gab es seit 2007 einen Rückgang von 0,5% pro Jahr.

(ds)