Fragen und Antworten zur Corona-Warn-App der Bundesregierung

Seite 4: Ist es realistisch, dass die App die Verbreitung des neuartigen Coronavirus eindämmt?

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Dazu lässt sich momentan nichts Gesichertes sagen. Erste Ergebnisse aus anderen Ländern deuten eher darauf hin, dass solche Apps nicht so gut funktionieren, wie es sich Gesundheitsexperten und Regierungen erhofft hatten. Allerdings gibt es erst wenige Erfahrungen mit Apps, die auf der Betriebssystem-Schnittstelle von Apple und Google beruhen.

Um ihren Zweck zu erfüllen muss die App eine signifikante Verbreitung in der Bevölkerung finden – Zahlen von 60 bis 80 Prozent aller Smartphones im Land stehen im Raum. Es ist fraglich, ob das überhaupt realistisch ist. Außerdem gibt es bisher wenige Erkenntnisse dazu, wie gut die Bluetooth-Abstandsmessung im realen Einsatz mit der Verbreitung des SARS-CoV-2-Erregers zueinander zu bringen ist. Nicht zuletzt, weil auch bei der Forschung zum Verbreitungsweg des Virus noch viele Fragen offen sind und sich momentan noch ohne Weiteres kein klarer Konsens aus den vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu dem Thema ablesen lässt.

Ja, das geht ohne Probleme. Die Benutzung der normalen Bluetooth-Funktionen des Handys wird von der App nicht beeinflusst, da sie von Apple und Google im Betriebssystem integrierte Technik nutzt.

Da es bis zur Veröffentlichung der App keine Möglichkeit gab, diese im echten Betrieb zu testen, ist das schwer zu sagen. Auch Apple und Google, die diesen Teil der Infrastruktur für die App entwickelt haben, hüllen sich dazu bisher in Schweigen.

Man kann aber auf Grund von Erfahrungen mit Bluetooth Low Energy (BLE) spekulieren. Nutzer, die ohnehin oft Zubehör wie Bluetooth-Kopfhörer verwenden, werden es wohl kaum merken. Da funkt das Handy ja an sich schon die ganze Zeit mit anderen Geräten, die zusätzliche Bluetooth-Benutzung der App sollte da eher wenig ins Gewicht fallen. Bei Smartphones, deren Besitzer wenig oder keine Bluetooth-Geräte nutzen oder gar akribisch alle Bluetooth-Funktionen abgestellt haben und auch andere Vorkehrungen treffen, um Strom zu sparen, wird es wohl mehr auffallen. So oder so spielen Faktoren wie eine schlechte Verbindung zum Funkmast oder schlecht geschriebene Apps, die zu viel Prozessor-Zyklen schlucken, sicherlich eine größere Rolle.

Fazit: Ja, die Corona-Warn-App wird sicherlich den Akku zusätzlich belasten. Wie schlimm das wird, hängt aber wohl von den Gewohnheiten des Nutzers und von der jeweiligen Hardware ab. Im Moment muss wohl jeder für sich selbst herausfinden, um wie viel die App seine Gerätenutzung verkürzt.

Eine solche Kompatibilität wäre sicherlich nützlich, vor allem wenn man im Grenzgebiet zu einem Nachbarland lebt. Auf Ebene der eigentlichen Corona-Warn-App spricht einer solchen Interoperabilität nichts entgegen, vorausgesetzt wir reden von einem Land, das auch die Betriebssystem-Schnittstelle von Apple und Google in seiner App verwendet. Bei den meisten deutschen Nachbarländern ist das der Fall, allerdings bildet Frankreich eine nennenswerte Ausnahme.

Benutzen zwei Apps die Schnittstelle von Apple und Google, können beide Apps darüber Daten austauschen und so Kontakte aus dem jeweils anderen Land speichern. Allerdings muss jetzt noch die Serverinfrastruktur angepasst werden und hier geht jedes Land auf Grund unterschiedlicher Vorbedingungen in den jeweiligen Gesundheitssystemen eigene Wege. Die Server-Software in beiden Ländern muss so gebaut (oder angepasst) werden, dass sie Meldungen von positiven Testergebnissen auch ins jeweils andere Land weiterreicht. Die deutsche Software macht das momentan nicht, was in der Kürze der Zeit aber wahrscheinlich auch etwas viel verlangt gewesen wäre. Vor allem, weil man die Entwicklung hier natürlich mit anderen Ländern koordinieren muss.

Immerhin haben die Entwickler allerdings nicht ausgeschlossen, dass solche Funktionen in Zukunft kommen und sogar erste Grundsteine in diese Richtung gelegt. Da es sich um Open-Source-Code handelt, steht einer Nachrüstung solcher Funktionen nach dem Launch der App nichts im Wege. Ganz im Gegenteil, der Erfahrung nach beschleunigt eine Open-Source-Lizenz und eine aktive Community aus Entwicklern – wie sie die deutsche App bereits aufweisen kann – solche Vorhaben ungemein. Es ist also durchaus denkbar, dass in den kommenden Monaten Kompatibilität zu den Apps von europäischen Nachbarländern hergestellt werden kann.