Frankreich: Streik der Öffentlich-Rechtlichen wegen geplantem Werbeverbot

Aus Protest gegen das von Staatspräsident Nicolas Sarkozy angekündigte Werbeverbot haben die Angestellten der französischen öffentlichen Rundfunksender am heutigen Mittwoch die Arbeit niedergelegt.

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  • dpa

Aus Protest gegen das geplante Werbeverbot haben die Angestellten der französischen öffentlichen Rundfunksender am Mittwoch die Arbeit niedergelegt. Betroffen waren unter anderem die Fernsehsender France 2, France 3, TV5 und France 24 ebenso wie die Radiosender Radio France und Radio France International. Die Aktion richtete sich gegen das von Präsident Nicolas Sarkozy vor einem Monat angekündigte Werbeverbot im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Sender verdienen derzeit mit der Werbung jährlich 800 Millionen Euro.

Das Verbot drohe den öffentlichen Rundfunk zu "destabilisieren", erklärte die Gewerkschaft CGT. Das Personal sei in großer Sorge. Es gebe noch keinen Ansatz, wie die Ausfälle kompensiert werden könnten. Insbesondere die Nachrichtensendungen fielen am Mittwoch aus. Stattdessen wurden Serien gezeigt oder Musik gespielt. Sarkozy will mit dem Werbeverbot mehr Qualität und Kultur in die staatlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten bringen. "Die Programme dürfen nicht nach kommerziellen Kriterien gestaltet werden", erklärte Sarkozy.

Diesen Ansatz begrüßen die 11.000 Angestellten der öffentlich- rechtlichen Medien. Doch befürchten sie mögliche Privatisierungen, sollte der Verlust nicht ausgeglichen werden können. Sarkozy hat den Ausgleich über eine Steuer auf die höheren Werbeeinnahmen der Privatsender oder auf Mobiltelefone und Internetverbindungen angekündigt. Bisher liegen jedoch noch keine konkreten Pläne vor.

In Frankreich finanzieren sich die Öffentlich-Rechtlichen zu 40 Prozent aus Werbeeinnahmen und 60 Prozent über Gebühren, wobei diese mit 116 Euro jährlich in Europa am niedrigsten sind. Seit der Ankündigung des Werbeverbots sei die Anzahl der Werbekunden bereits zurückgegangen, hieß es. Das angekündigte Werbeverbot ist auch deshalb sehr umstritten, weil die Eigentümer der größten Privatsender TF1 und M6 Freunde des Präsidenten sind.

Auch die Werbeindustrie sieht Sarkozys Pläne kritisch, denn sie befürchtet eine Verteuerung der Sendezeit und den Verlust einer bestimmten Zielgruppe der öffentlich-rechtlichen Sender wie Besserverdiener oder über Fünfzigjährige. (dpa) / (pmz)