Frau Mustermann hat eine neue Frisur

1987 warb sie erstmals mit Ponyfrisur für Ausweis und Reisepass -- die eigentlichen Veränderungen bei den Ausweisen liegen aber nicht bei Frau Mustermann.

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Von
  • Norbert Klaschka
  • dpa

Frau Mustermann verändert wieder einmal ihre Erscheinungsform. 1987 warb sie -- mit Ponyfrisur und noch in schwarz-weiß -- erstmals für Ausweis und Reisepass. 1997 erhielt die geborene Frau Gabler -- schon in Farbe -- eine moderne Brille und ein dezentes Make-Up. Seit heute ziert eine neue, adrette Erika Mustermann mit Kurzhaarschnitt die Musterexemplare der Bundesdruckerei.

Doch ihre eigentliche Verwandlung zeigt sich erst bei genauer Betrachtung. Das Konterfei der fiktiven Modellbürgerin wird rechts neben dem herkömmlichen Bild noch ein zweites Mal als Hologramm sichtbar. Dies ist nur eines der elf Sicherheitsmerkmale, die Fälschern das Handwerk, wenn nicht schon unmöglich, dann zumindest nochmals erheblich erschweren sollen.

Der neue High-Tech-Ausweis passt in die total veränderte Sicherheitslage. Der für die innere Sicherheit zuständige Bundesinnenminister Otto Schily liegt damit im Trend und kann wie bei der Streichung des Religionsprivilegs im Vereinsgesetz zur richtigen Zeit die geforderten Maßnahmen vorlegen. Doch mit den Terroranschlägen in New York und Washington hat beides zunächst einmal nichts zu tun. So wie das avisierte Verbot extremistischer Religionsgemeinschaften schon vor dem 11. September auf den Weg gebracht wurde, liefen die Arbeiten an den neuen Ausweisen schon seit mehr als einem Jahr.

Bei der Herstellung von Ausweisdokumenten gibt es alle 5 bis 10 Jahre einen Technologiesprung, weiß die Sprecherin der Bundesdruckerei, Anja Tomic. Was die Fälschungssicherheit anbetrifft, seien die deutschen Ausweise schon bisher absolute Weltspitze gewesen und jetzt nochmals besser geworden. Seit der Umstellung auf die zentrale Produktion hat die Bundesdruckerei in Berlin 150 Millionen Ausweisdokumente hergestellt, die dann an die 6500 Meldestellen in Deutschland ausgeliefert werden. Die maximale Tagesproduktion liegt bei 70.000. Die Herstellungszeit liegt zwischen 7 und 10 Tagen.

Besonders stolz ist Tomic darauf, dass der Gewinn an Sicherheit kostenneutral erreicht werden kann. Für einen neuen Pass muss der Bundesbürger 50 Mark entrichten. Die Gebühren für den Personalausweis liegen - bei Unterschieden in den Ländern - deutlich darunter.

Wenn es nach Schily geht, sollen Ausweise nicht nur absolut fälschungssicher sein, sondern auch Merkmale tragen, mit denen eindeutig die Identität des Inhabers festgestellt werden kann. Damit soll der Missbrauch von Ausweispapieren unterbunden werden. "Wir werden alle technischen und sicherheitsrelevanten Möglichkeiten sehr genau daraufhin überprüfen, welche biometrischen Merkmale der einwandfreien Identifizierung von Personen dienlich sind", bekräftigte Schily.

Mit seinem in der vergangenen Woche vom Kabinett beschlossenen zweiten Anti-Terror-Paket hat er bereits einen entscheidenden Schritt in diese Richtung getan. Eines rangen ihm zuvor aber die Grünen ab. Nicht der Innenminister, sondern der Bundestag soll bestimmen, ob Fingerabdrücke, biometrische Daten von Hand, Gesicht oder Iris auf aufgenommen werden sollen. (Norbert Klaschka, dpa) / (anw)