Freelancer statt ChatGPT: Künstliche Intelligenz schafft Jobs für Freiberufler
Seit der Einführung von ChatGPT ist die Nachfrage nach Freelancern gestiegen, fanden Forscher heraus. Am stärksten profitieren davon freiberufliche KI-Experten.
(Bild: Peshkova/ Shutterstock.com)
Durch den Einsatz generativer Künstlicher Intelligenz (KI) entstehen mehr Jobs für Freiberufler. Jedoch profitieren nicht alle Bereiche von KI. Die Nachfrage nach Stellen mit Fähigkeiten, die sich durch KI ersetzen lassen, ging um bis zu 50 Prozent zurück. Das geht aus einer internationalen Studie hervor, an der die Datenwissenschaftliche Gesellschaft und das Einstein Digital Center aus Berlin beteiligt waren. "Während die Nachfrage nach teilweise austauschbaren Fähigkeiten zurückgegangen ist, entstehen auch neue Arbeitsplätze", erklärt Fabian Braesemann, Co-Autor der Studie.
KI-Entwickler auf dem Freiberuflermarkt gefragt
Durch den verstärkten Einsatz von KI-Anwendungen stieg die Nachfrage nach Freiberuflern am stärksten in den Anforderungsbereichen Machine Learning und Natural Language Processing, etwa zur Erstellung von Chatbots. Seit der Einführung von ChatGPT sei die Nachfrage um fast 180 Prozent gestiegen, heißt es. Überwiegend wuchs der Bedarf an Jobs, bei denen KI unterstützend zum Einsatz kommt. Dazu zählen etwa Stellen aus den Bereichen Geschäftskundengewinnung, ERP-Programmierung oder Data Mining.
Bei den Bereichen mit rückläufiger Nachfrage überwiegt zwar ebenfalls der Anteil an Fähigkeiten, bei denen KI ergänzend agiert, jedoch sind durch Künstliche Intelligenz ersetzbare Jobs stärker betroffen. Vorrangig handelt es sich dabei um Berufe, die sich mit dem Schreiben, Korrigieren und Übersetzen von Inhalten befassen. Einen sinkenden Bedarf bei den Berufen mit KI-Unterstützung verzeichneten die Studienautoren im Webdesign und -development, bei der Programmierung und Verwaltung von Datenbanken und beim Testen von Software.
Freiberufliche Berufseinsteiger haben es wegen KI schwerer
Bei einer Betrachtung über alle Anforderungsbereiche stellten die Forscher einen leichten Anstieg des Bedarfs an Freiberuflern fest. Dieser Trend deckt sich mit einer Prognose des Weltwirtschaftsforums. "Trotz der Befürchtungen, dass es zu Massenentlassungen kommen könnte, zeigt die Studie ein ausgewogeneres Bild", erklärt Co-Autorin Maria del Rio-Chanona. "Bei austauschbaren Fähigkeiten verschiebt sich die Nachfrage weg von Fachkräften, während sie sich bei ergänzenden Fähigkeiten hin zu mehr Fachwissen verschiebt", ergänzt sie.
Allerdings hängt diese Verschiebung auch von Projektdauer und Karrierelevel ab. So wiesen Jobs mit einer kürzeren Vertragslaufzeit einen stärkeren Rückgang der Nachfrage auf als solche mit langen Laufzeiten. Auch Freelancer am Anfang ihrer Karriere werden weniger stark von Unternehmen gesucht als erfahrenes Fachpersonal. Die Studienautoren vermuten, dass Künstliche Intelligenz Berufseinsteiger in Betrieben unterstütze und deshalb der Bedarf an externer Arbeitskraft auf diesem Niveau geringer sei.
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Die Forscher untersuchten für die Studie drei Millionen Stellenanzeigen einer Jobbörse für Freiberufler und unterteilten sie in 116 Anforderungsbereiche. Davon bewerteten sie zwölf Felder als durch KI austauschbar. In 59 Bereichen sahen sie KI als Ergänzung an, in 45 Bereichen stuften sie den Einfluss von KI als zu gering ein. Eine Fähigkeit definierten die Forscher als austauschbar, wenn eine fachfremde Person mit ChatGPT-4o eine qualitativ ähnliches Ergebnis wie eine Fachkraft liefern kann.
(sfe)