FĂĽllstand der Gasspeicher in Deutschland: Verbrauch kritisch, Preis aber sinkt

Im Update zum FĂĽllstand der Gasspeicher hat die Bundesnetzagentur den Verbrauch als kritisch eingestuft. Zuletzt wurde aber wieder mehr eingespeichert.

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(Bild: muratart/Shutterstock.com)

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In Deutschland werden die Gasspeicher wieder aufgefüllt. Das berichtet die Bundesnetzagentur (BNetzA) in ihrem neuen Status-Bericht zur Gasversorgung in Deutschland. Darin heißt es konkret: "Es wird überwiegend eingespeichert. Der Gesamtspeicherstand in Deutschland liegt bei 88,62 Prozent. Der Füllstand des Speichers Rehden beträgt 90,60 Prozent." Kurz vor Weihnachten hatte der Gesamtspeicherstand in der Bundesrepublik bei 87,31 Prozent gelegen.

Mit Blick auf die kalten Temperaturen zu Beginn und Mitte des Monats analysierte die Bundesnetzagentur in ihrem Bericht wie folgt: "Der Gasverbrauch lag in der 50. Kalenderwoche 12 Prozent über dem durchschnittlichen Verbrauch der letzten vier Jahre. Er ist gegenüber der Vorwoche um 20 Prozent gestiegen. Das Sparziel wurde damit deutlich verfehlt. Die Temperaturen waren 7,9 Grad kälter als in den Vorjahren."

Aufgrund der zuletzt angestiegenen Temperaturen blickt die BNetzA in ihrem Statusbericht verhalten optimistisch auf die kommenden Wochen. Es sei mit einem Rückgang des Gasverbrauchs zu rechnen. Die Agentur mahnt dennoch "ausdrücklich die Bedeutung eines sparsamen Gasverbrauchs" an. Eine nationale Gasmangellage im Winter könne vermieden werden, "wenn erstens das Sparziel von mindestens 20 Prozent weiterhin erreicht wird. Zweitens müssen die LNG-Terminals zum Jahresbeginn einspeisen und drittens der winterbedingte Rückgang der Importe sowie der Anstieg der aktuell besonders niedrigen Exporte eher moderat ausfallen." Wie sich die Füllstände der Gasspeicher hierzulande entwickeln können und von welchen Faktoren sie abhängen, hat die Bundesnetzagentur in diesem Modell zu Gas-Einspeicherung und -Entnahme skizziert.

Bürger in Deutschland müssen aus Sicht von Wirtschaftsminister Robert Habeck noch ein Jahr lang mit hohen Gaspreisen rechnen. "Wann sinken die Preise? Ich hoffe, dass es gegen Ende 2023 schon besser ist, wenn auch nicht auf dem Niveau von 2021", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. "Das Jahr über werden wir höhere Preise noch aushalten müssen." Danach werde die Infrastruktur voraussichtlich so weit ausgebaut sein, dass genügend Ersatz für das ausbleibende russische Gas nach Deutschland fließe und sich die Preise von selbst wieder regulierten.

Zuletzt war der Gaspreis an Europas Großhandelsmärkten zwar bereits gesunken. Auf die Gasrechnung der Verbraucher hatte das aber noch keine unmittelbaren Auswirkungen, da sich viele Versorger mit langfristigen Verträgen eingedeckt haben. Dennoch sieht Habeck eine positive Entwicklung. "Die Preise sind seit dem Sommer gesunken, das ist erstaunlich, da wir mitten im Winter sind", sagte der Wirtschaftsminister. So sei der Gaspreis am sogenannten Spotmarkt vor Weihnachten von 130 auf etwas unter 100 Euro pro Megawattstunde gefallen. "Das ist deutlich zu hoch, gar keine Frage", betonte er. Aber der Preis sei weniger explodiert, als man befürchtet habe.

Auf dem Spotmarkt wird Gas angeboten, das man heute kauft und morgen bezieht. Bis Mitte 2021 lag der Spotmarkt-Preis in der Regel in der Preisspanne 10 bis 30 Euro. Im Vergleich dazu habe sich der Preis mehr als verdreifacht, räumte der Minister ein. "Wenn man aber aus dem Sommer 2022 darauf schaut und die hohen Preise von zeitweise über 300 Euro im August in Erinnerung hat, sieht es anders aus."

Am Mittwoch war der Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas bis auf 76,18 Euro je Megawattstunde gefallen. So günstig war europäisches Erdgas zuletzt im Februar, vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine. Seit mittlerweile acht Handelstagen in Folge ist der Gaspreis gefallen. Seit Mitte Dezember ist der Terminkontrakt TTF um etwa 60 Euro je Megawattstunde gesunken. Das Rekordhoch lag im Sommer bei 345 Euro je Megawattstunde. Damals hatte ein Lieferstopp von Erdgas aus Russland einen rasanten Höhenflug beim Preis für Erdgas ausgelöst.

Als wesentlicher Grund fĂĽr den fallenden Gaspreis gelten milde Temperaturen, die den Verbrauch an Erdgas vergleichsweise niedrig halten. AuĂźerdem konnte jĂĽngst deutlich mehr Energie aus Windkraft gewonnen werden, was den Verbrauch von Gas zur Stromerzeugung bremst.

Dank des aktuell relativ günstigen Wetters wird in Deutschland wieder Erdgas eingespeichert. Nach Daten des europäischen Speicherverbandes GIE betrug der Füllstand in allen deutschen Speichern am Montag 88,62 Prozent - 0,41 Prozentpunkte mehr als am Vortag.

Antwort auf die hohen Preise ist laut Habeck zum einen die Gaspreisbremse, die ein gewisses Kontingent an Gas für Verbraucher bis zum Frühjahr 2024 künstlich auf einen Preis von 12 Cent pro Kilowattstunde drückt. Vor allem aber müsse die Infrastruktur weiter ausgebaut werden, betonte Habeck. "Die Preise sind so hoch, weil die Hälfte des Gases, das Deutschland verbraucht, durch Putins Lieferstopp weggebrochen ist und wir außer den Pipelines keine Lieferinfrastruktur hatten."

Schwimmende Terminals fĂĽr FlĂĽssiggas sollen Abhilfe schaffen. "Wenn wir es schaffen, das in dem jetzt vorgelegten Tempo weiter auszubauen, dann schlieĂźen wir Deutschland wieder an den Weltmarkt an", beteuerte Habeck. "Und dann werden wir auch die Weltmarktpreise bekommen, die deutlich unter dem liegen, was wir jetzt haben."

Mit Blick auf die Versorgungssicherheit sagte der Grünen-Politiker, er sei froh, dass die Temperaturen nach eisigen Wochen vor Weihnachten wieder gestiegen seien. "Natürlich geht es mir wie wohl den meisten Menschen im Land: Ich finde Winter schön, wenn er kalt ist", betonte er. Außerdem mache ihm die zu spürende Klimaerhitzung natürlich Sorgen. "Aber ich will zugeben, dass ich in diesem Jahr durchaus froh bin, wenn es im Winter nicht so knackig kalt wird."

Habeck sieht die Versorgung fĂĽr den aktuellen Winter gesichert. Wenn die Speicher Anfang Februar noch zu 40 Prozent gefĂĽllt seien, dann sehe es auch fĂĽr den Winter 2023/24 gut aus, sagte er. "Wenn die Bedingungen so bleiben wie sie sind, werden wir keine Gasmangellage bekommen. Damit meine ich jetzt nicht die Wetterlage, sondern die Bereitschaft der BĂĽrger und der Industrie einzusparen, den hohen Speicherstand und die Versorgung ĂĽber das nichtrussische Ausland." Bei einer Gasmangellage mĂĽsste etwa die Gasversorgung fĂĽr Firmen rationiert werden - danach sieht es laut Habeck derzeit nicht aus.

Damit zeigt sich der Minister weit optimistischer als viele Bürger. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge rechnet eine große Mehrheit in Deutschland damit, dass Erdgas in diesem oder nächsten Winter knapp wird. Nicht einmal jeder Dritte glaubt demnach, dass die Gasversorgung über beide Winter hinweg gesichert ist.

Bundesregierung und Bundesnetzagentur appellieren immer wieder an Verbraucher und Wirtschaft, sparsam mit Gas umzugehen, damit der Brennstoff nicht rationiert werden muss. Habeck hat den Eindruck, dass die Bürger gut mitziehen. "Dass wir so dastehen, liegt daran, dass die Deutschen im Herbst Gas gespart haben", betonte er. "Die Menschen wissen, dass sie ihren Geldbeutel schonen, aber auch die Widerstandskraft des Landes damit hochhalten." Eine solche Solidarleistung sei nicht selbstverständlich. "Man verzichtet auf Komfort und auf Luxus in den Büros und auch zu Hause. Das ist in der Konsumgesellschaft, in der wir leben, was völlig Ungewöhnliches. Da kann ich nur Danke sagen", betonte Habeck.

(tkn)