Deutschland chartert ein weiteres schwimmendes LNG-Terminal

Bundeswirtschaftsminister Habeck und Vertreter von Unternehmen haben Pläne für ein weiteres LNG-Terminal bekannt gegeben. Es soll in Wilhelmshaven entstehen.

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Der geplante Green Energy Hub von TES in Wilhelmshaven

Der geplante Green Energy Hub von TES in Wilhelmshaven

(Bild: TES)

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Deutschland chartert ein weiteres schwimmendes Flüssigerdgas-Terminal, um von Gasimporten aus Russland unabhängig zu werden. Das gaben Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und die Spitzen der Firmen Tree Energy Solutions (TES), Eon Green Gas und Engie Deutschland am Donnerstagnachmittag in einer Pressekonferenz bekannt. Das Projekt in Wilhelmshaven soll dabei schneller als andere Projekte auch auf sogenannten grünen Wasserstoff setzen. Es ist das zweite staatlich gecharterte schwimmende Terminal für die Jadestadt, wobei bereits ein erstes Terminal in Bau ist.

Das Bundeswirtschaftsministerium chartere für das jetzt vorgestellte Projekt die deutschlandweit fünfte Floating Storage Regasification Unit (FRSU), also ein Schiff mit den nötigen Anlagen zur Regasifizierung des auf -163 Grad Celsius heruntergekühlten Erdgases. Das Terminal soll zum Jahreswechsel 2023/2024 einsatzbereit sein. Schneller als andere Vorhaben soll es hier möglich sein, statt fossiler Brennstoffe klimaneutrales Gas zu importieren. Die Firma Tree Energy Solutions (TES), mit SItz in Belgien verfolgte schon vor dem Ukrainekrieg das Ziel, einen Green Energy Hub in Wilhelmshaven zu errichten. Durch die aktuelle Energiekrise sei der Zeitplan deutlich beschleunigt worden. Ursprünglich war eine Inbetriebnahme erst im Jahr 2027 geplant.

Laut TES-Geschäftsführer Marco Alverà ist geplant, dass in Ländern mit größeren Kapazitäten für Solar-, Wind- und Wasserkraft durch Elektrolyse Wasserstoff hergestellt wird, der mit Kohlendioxid gemischt wird, um ihn als Methan (CH4) – also als klassisches Erdgas – per LNG-Schiff nach Wilhelmshaven zu transportieren. Dort soll das grüne CH4 wieder in Wasserstoff umgewandelt werden. Die Firma Eon präsentierte sich als späterer "Ankerabnehmer" für den Wasserstoff.

Das bei der Rückumwandlung in Wasserstoff entstandene CO₂ soll anschließend per Schiff in die Erzeugerländer zurücktransportiert werden, sodass ein geschlossener Kreislauf entsteht. In Wilhelmshaven entstehe ein riesiger Energiepark und es sei das Ziel, einen Preis von 100 Euro pro Megawattstunde zu erreichen, der noch in diesem Jahrzehnt auf weniger als 40 Euro pro Megawattstunde reduziert werden soll, so Alverà. Der Green Energy Hub in Wilhelmshaven werde mit dem Ziel gebaut, in der Endstufe jährlich 250 Terawattstunden grünes Gas und 5 Millionen Tonnen Wasserstoff zu liefern. Damit könne ein Zehntel des jährlichen Primärenergiebedarfs Deutschlands gedeckt werden.

Bislang sind vier Terminals in Deutschland geplant. In Wilhelmshaven und Brunsbüttel laufen die Arbeiten, damit die Anlagen zum Jahreswechsel 2022/2023 einsatzbereit sind. Weitere sind in Stade und in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) geplant. In dem Ostsee-Ort wird ein weiteres privatwirtschaftliches Vorhaben verfolgt, das ebenfalls schon Ende 2022 an den Start gehen soll. Habeck sprach in der Pressekonferenz außerdem von einem möglichen weiteren privaten Projekt in Rostock, zu dem er allerdings noch keine weiteren Details mitteilen konnte.

Das per Schiff angelandete Flüssigerdgas soll Deutschlands Abhängigkeit von den russischen Gaspipelines verringern. Es ist Teil der Bemühungen der Bundesregierung, die Gasversorgung trotz des wegen des Ukrainekrieges angespannten Verhältnisses zu Russland sicherzustellen. Mit den LNG-Terminals soll aktuell reduzierten Lieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 begegnet werden. Die Rohrverbindung ist aktuell wegen Wartungsarbeiten sogar komplett außer Betrieb. Deutschlands Gasspeicher waren zuletzt nach Angaben der Bundesnetzagentur zu 85 Prozent gefüllt.

(mki)