Fusion im Schneckentempo - Mobilcom und Freenet noch nicht am Ziel

Nach dem beigelegten Streit mit der Millenium GmbH konnte sich der Mobilfunkanbieter Mobilcom nun auch mit sechs von sieben klagenden Freenetaktionären einigen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Carsten Maltzan
  • dpa

Der Telekomkonzern Mobilcom kommt auf dem Weg zur Fusion mit seiner Internettochter Freenet.de nur zentimeterweise voran. Vor einem Jahr haben die Hauptversammlungen beider Unternehmen der Fusion bereits zugestimmt, doch juristische Auseinandersetzungen haben den Vollzug bislang verhindert. Eckhard Spoerr, Vorstandsvorsitzender beider Unternehmen, kämpft an mehreren Fronten gleichzeitig, um die Fusion doch noch zu Stande zu bringen. Am Freitag gab es wenigstens einen großen Fortschritt bei einem der Probleme, dem Streit mit Freenet-Aktionären.

Nachdem die Büdelsdorfer Mobilcom vor wenigen Tagen eine gütliche Einigung mit einem großen Teil der Fusionsgegner vor dem Landgericht Kiel erzielte, ist die Hauptversammlung der Mobilcom AG am Montag in Hamburg der nächste Prüfstein. Die restlichen Fusionsgegner, die mit ihren Klagen eine Verschmelzung der beiden Firmen blockieren, werden die Gelegenheit nutzen, für ihren Standpunkt zu werben. Einige Kläger befürchten, dass ihre Mobilcom-Aktien durch die Fusion an Wert verlieren. Andere wollen offenbar einen Vergleich mit Mobilcom so teuer wie möglich und damit für sich selbst besonders lukrativ machen.

Doch damit nicht genug. Spoerr musste sich auch noch mit Freenet-Aktionären einigen und kam dabei am Freitag einen großen Schritt voran. Mit sechs von sieben Klägern konnte er einen Vergleich erreichen und damit das Thema von der Tagesordnung der Freenet-Hauptversammlung streichen, die ebenfalls in der kommenden Woche am Mittwoch in Hamburg beginnt. Nur noch ein Kläger will das Verfahren durch die Instanzen treiben.

Spoerr steht stark unter Druck. Die Verzögerung der Fusion hat anscheinend Spuren im operativen Geschäft der beiden Unternehmen hinterlassen. Im ersten halben Jahr 2006 sank der Konzerngewinn und das Breitbandgeschäft erlitt einen kräftigen Dämpfer. Der Großaktionär Texas Pacific Group (TPG) dürfte über diese Entwicklung alles andere als erfreut sein und drängt wohl deshalb auf eine Fusion der beiden Unternehmen mit dem Ziel, Kosten zu sparen.

Einen wichtigen Erfolg hat Spoerr allerdings erzielt. Durch eine außergerichtliche Einigung mit der Millenium GmbH hat er nicht nur eine Versöhnung mit dem Gründer und früheren Mehrheitsaktionär Gerhard Schmid erreicht, sondern ihn auch auf die Seite der Fusionsbefürworter gezogen. Denn der Vergleich mit der Firma, die Schmids Frau Sybille Schmid-Sindram führt, ist an den Vollzug der Fusion von Mobilcom und Freenet.de geknüpft. Schmid dürfte daher seinen nach wie vor vorhandenen Einfluss auf der Hauptversammlung nutzen, um die Fusionsgegner davon zu überzeugen, sich ebenfalls mit Mobilcom zu einigen. (Carsten Maltzan, dpa) / (anm)