Fusionsverhandlungen der Telekom mit Qwest gehen weiter

Kaum hat das Gerücht über das Ende der angeblichen Gespräche zwischen der Deutschen Telekom und Qwest die Runde gemacht, schon folgt das Dementi.

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Kaum hat das Gerücht über das Ende der angeblichen Gespräche zwischen der Deutschen Telekom und Qwest die Runde gemacht, schon folgt das Dementi. Qwest-Vorsitzender Joe Nacchio bezeichnet den gestrigen Bericht in der New York Times als "grundfalsch", erklärte er gegenüber Reuters. Auch das Wall Street Journal berichtet unter Berufung auf einen Qwest-Sprecher, dass "die Diskussionen fortgesetzt werden".

Die New York Times meldete am Mittwoch, dass die Gespräche zwischen der Deutschen Telekom und Qwest abgebrochen worden seien. Der Grund sei, dass Qwest nach dem derzeitigen Stand der Dinge nur im Doppelpack mit seinem Fusionspartner US West zu haben sei, an dem die Telekom jedoch kein großes Interesse habe.

Nach Angaben des Wall Street Journal verbleibt die Deutsche Telekom nicht nur in den Verhandlungen mit Qwest, sie habe darüber hinaus auch schon beiden Firmen separate Kaufangebote im Wert von insgesamt über 100 Milliarden US-Dollar unterbreitet. Für Qwest will der deutsche Monopolist demnach mehr als 60 Milliarden US-Dollar zahlen, den US-West-Aktionären bietet das Unternehmen etwa 90 US-Dollar pro Aktie. Dies entspricht in etwa der Offerte, die US-West-Aktionäre von Qwest erhalten würden, wenn die beschlossene Übernahme wie geplant über die Bühne gehen sollte.

Das Dreiecksverhältnis zwischen den Telefongesellschaften könnte sich schwierig gestalten. Der frühere Monopolist US West steht unter der strengen Aufsicht von Regulierungsbehörden aus 14 US-Bundesstaaten. Viele dieser Staaten hatten schon versucht, den Qwest- und US-West-Merger zu behindern. Sollte US West sich mit dem neuerlichen Deal einverstanden erklären, so müssten die Bonner die gesamte Prozedur von vorne durchlaufen.

Für den Fall, dass US West zu keiner Einigung bereit ist, gibt es für Qwest zwei Optionen: die Fusion mit US West wie geplant durchzuführen oder bis Ende dieses Jahres hinauszuzögern. Dann läuft die vertragliche Bindung zwischen den Partnern aus und Qwest wäre ein attraktiverer Übernahmekandidat.

Die große Unbekannte im Übernahmerätsel ist und bleibt die Deutsche Telekom. Während Qwest zumindest Gespräche mit einer "bedeutenden Telekommunikationsgesellschaft" einräumt, orakeln die Bonner nur etwas von einer "angestrebten Präsenz auf dem amerikanischen Markt". Ob und mit wem die Telekom Gespräche führt, bleibt wohl bis auf Weiteres ihr süßes Geheimnis. Pressesprecher Hans Ehnert erklärt dazu lediglich, sein Konzern habe "viele Eisen im Feuer" und "stehe nicht unter Zeitdruck". (atr)