Fußball-WM: Sponsorengelder aufgeschlüsselt

Während das Telekommunikationsunternehmen Avaya hofft, mit dem Engagement als Telefondienstleister bei der Fußball-WM besser bekannt zu werden, sind andere Firmen nicht unbedingt erbaut von ihrem Status als offizieller Werbepartner.

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Von
  • Detlef Borchers

Das Telekomunikationsunternehmen Avaya gibt nicht, wie gestern gemeldet, 100 Millionen Euro, sondern 100 Millionen Dollar aus, um mit der Fußball-WM bekannt zu werden. Dabei rechnet Avaya nicht nur die reinen Geldmittel zum Sponsoring. Die Firma ist wie die Deutsche Telekom und Philips einer von 15 "offiziellen Werbepartnern" der FIFA, die für diese Auszeichnung jeweils 33 Millionen Dollar kassiert. Als "Value in Kind" (VIK) rechnet Avaya die Aufwendungen an Technikern, Hardware und Arbeitszeit hinzu, mit der die Firma zur WM in Partnerschaft mit der Deutschen Telekom das gesamte Kommunikationsnetz der FIFA betreibt. Wie hoch der VIK-Anteil liegt, könne erst nach der WM aufgeschlüsselt werden, heißt es bei Avaya. Die Fußball-WM 2002 in Südkorea und Japan kostete den Konzern 50 Millionen Dollar.

Während Avaya hofft, mit dem Engagement als Telefondienstleister besser bekannt zu werden, sind andere Firmen nicht unbedingt erbaut von ihrem Werbestatus als offizieller Werbepartner. So bezeichnete Philips-Chef Gerard Kleisterlee in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung das Engagement als Planung einer vergangenen Epoche. Kleisterlee zufolge erwartet man bei Philips nicht, dass der globale Umsatz durch die WM-Werbung gesteigert wird. Der Konzern verbucht unter dem VIK-Anteil den Ausbau von acht der zwölf WM-Stadien mit einer HDTV-fähigen Flutlichtanlage. Außerdem stattet er die "Gastbereiche" in den Arenen mit Flachbildschirmen aus, hat 125 Defibrillatoren gespendet und ist Lieferant der RFID-Chips in den Eintrittstickets. Höhere Umsätze ergeben sich daraus einzig für den deutschen Markt, erklärte Kleisterlee: "Wir freuen uns auf den Fan, der vor unserem Flachbildfernseher sitzt, um Übertragungen aus Fußballarenen zu sehen, die wir beleuchten. Dazu trinkt er möglichst Bier aus unseren Zapfanlagen oder Kaffee aus unseren Maschinen."

Neben den 15 offiziellen Werbepartnern gibt es 6 "nationale Förderer" wie Obi, Oddset und EnBW. Sie haben dafür jeweils 13 Millionen Dollar an die FIFA gezahlt, um diesen Titel führen zu dürfen, liefern aber keine Technik zum Ereignis und können daher keine VIK-Kosten ausweisen. So dient sich die Deutsche Bahn als offizieller Transportpartner an, während der Förderer Hamburg-Mannheimer eine "Fußball-Rente" mit einer Laufzeit von 11 Jahren (= 11 Spieler) anbietet.

Den größten Aufwand bei der Technik wie der Außenwerbung betreibt die Deutsche Telekom. Sie gestaltet die Kugel des Fernsehturms am Berliner Alexanderplatz zu einem immerhin noch altmodischen Fußball um und wirbt damit, 1,5 Milliarden Menschen in ein Fußballstadion zu bekommen; schließlich stelle man die Datenleitungen zwischen allen Stadien, Einsatzzentralen und Datenbanken, aber auch Verkehrsleitsysteme und den Digitalfunk für die Sicherheitsdienste. Insgesamt sollen nach eigener Aussage 75 Prozent der gesamten IT/TK-Infrastruktur von der Telekom verantwortet werden. Nach ersten Schätzungen sollen die VIK-Kosten der Telekom über 100 Millionen Dollar liegen. Aber auch hier heißt es, dass genaue Zahlen erst nach dem Abpfiff genannt werden können, wenn bekannt ist, wer Weltmeister geworden ist.

Zur Technik und zum Datenschutz bei der Fußball-WM 2006 siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)