GDC: NVidia Shield für 4K-Filme und Spiele-Streaming

NVidias Shield ist eine Mischung aus Spielkonsole und TV-Streaming-Box, für die der GPU-Hersteller einen eigenen Streaming- und Verkaufsservice für Spiele anbietet.

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GDC: NVidia Shield für 4K-Filme und Spiele-Streaming

Was NVidias Chef Jen-Hsun Huang als "Revolution für das Wohnzimmer" ankündigte, entpuppte sich als eine Android-Streaming-Box mit leistungsfähiger Hardware.

(Bild: Heise)

Lesezeit: 4 Min.
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NVidia hat am Rande der Game Developers Conference in San Francisco seine neue Streaming-Box namens Shield vorgestellt. Das Besondere an dem Android-Gerät sei die hohe Rechenleistung. Dank des eingebauten Tegra-X1-Chips könne die Konsole Filme in 4K wiedergeben und eine Reihe von portierten Spielen auf Konsolen-Niveau wiedergeben.

Der Tegra-Chip erreicht mit seinen 256-Maxwell-GPU-Kernen 512 GFlops, was rund der doppelten Rechenleistung einer Xbox 360 entspräche. Hinzu kommen 3 GByte RAM sowie 16 GByte Flash-Speicher für Download-Spiele. Weil dieser Platz selbst für ältere Spiele kaum ausreicht, wird man ihn durch Micro-SD-Karten-Slot (bis zu 128 GByte) oder USB-Festplatten an den beiden USB-3.0-Buchsen erweitern müssen. Die Leistungsaufnahme beziffert NVidia mit 5 bis 20 Watt. Die Streaming-Box sei im Betrieb "flüsterleise".

Die 4K-Filme will Nvidia mit bis zu 60 fps und 10 Bit Farbtiefe pro Kanal über einen eigenen Dienst streamen. In die Streaming-Box gelangen die Daten via Ethernet oder WLAN (802.11ac mit 5 oder 2,4 GHz). Als Codecs kommen VP9, H.264 und H.265 zum Einsatz, der Anschluss an Fernseher erfolgt über HDMI 2.0. Die optional erhältliche Fernbedienung nimmt Sprachbefehle für Google Voice Search über ein Mikrofon entgegen. Via Bluetooth könne auch die Tonausgabe an die Kopfhörer-Anschlussbuchse der Fernbedienung erfolgen.

Bei optimaler Internet-Verbindung soll die Latenz des Spiele-Streaming-Dienstes Grid etwa 150 ms betragen, bei schnellen Action-Spielen führt dies zu deutlich spürbaren Verzögerungen.

(Bild: NVidia)

Laut NVidia könnten PC-Spiele recht einfach auf die Shield-Konsole portiert werden. Bei der Präsentation zeigte der Hersteller einige ältere Ego-Shooter wie Doom 3 und Crisys 3, aber auch aktuellere Spiele wie "The Talos Principle" die auf der Konsole mit 30 fps liefen. Aufwändigere Spiele will NVidia über einen neuen Online-Service namens Grid auf die Konsole streamen. Sie soll Titel wie "The Witcher 3" oder "Batman:Arkham Knight" in 1080p mit 60 fps in voller Detailstufe empfangen.

Allerdings rechnet NVidia mit relativ hohen Latenzen von 150 ms, die von der Controller-Eingabe bis zur Ausgabe auf dem Fernseher beim Streaming verstreichen. Davon entfallen allein 70 ms für die Online-Berechnung auf den von Amazon gemieteten Servern mit GTX-Grafikkarten.

Die Verzögerung durch die Internet-Übertragung setzt NVidia mit optimistischen 30 ms Roundtrip an. Insgesamt ist die Streaming-Latenz somit 100 ms höher als wenn das Spiel direkt auf der Shield-Konsole laufen würde. Für schnelle Ego-Shooter und Jump&Runs ist das sicherlich zu langsam, für gemächlicher zu steuernde Spiele womöglich schnell genug.

Nvidia hofft, dass Kunden für die Spiele-Fähigkeiten der Shield-Konsole doppelt so tief in dieTasche greifen, wie für andere Android-Streaming-Boxen.

(Bild: NVidia)

Nvidia will seine Shield-Konsole mit Gamepad (und ohne Fernbedienung) in den USA im Mai für 200 US-Dollar auf den Markt bringen. Für Europa nannte das Unternehmen keine Termine oder Preise. Zum Start sollen insgesamt über 50 Spiele für die Konsole verfügbar sein, darunter Titel, die direkt auf der Konsole laufen, ältere Katalogtitel, die per Abo gestreamt werden, sowie neue Blockbuster, die zum Streaming einzeln gekauft werden müssen.

Mit dem angepeilten Preis von 200 Euro sitzt Nvidia zwischen den Stühlen. Shield ist damit doppelt so teuer wie die reinen Streaming-Boxen von Apple, Amazon und Google. Diese unterstützen zwar keine 4K-Wiedergabe, die Verbreitung entsprechender Fernseher ist derzeit jedoch noch äußerst gering. Spieler zahlen für die Shield-Konsole zwar nur die Hälfte wie für eine PS4 oder Xbox One, bekommen jedoch auch eine deutlich geringere Leistung und Spieleauswahl. Man wird abwarten müssen, ob dieses Konzept aufgeht und Nvidia für diesen Hybrid-Ansatz einen Markt findet. (hag)