GDC09: Neue Spielkonsolen empfangen Spiele per Funk oder als Stream

Onlive und Zeebo haben auf der Game Developer Conference zwei neue Spielesysteme vorgestellt. Das erste streamt Spiele direkt ins Wohnzimmer, das zweite will günstige Spiele über Mobilfunknetze in Schwellenländern vertreiben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 67 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Auf der Game Developer Conference in San Francisco haben die Firmen Zeebo und Onlive ihre neuen Spielkonsolen beziehungsweise Online-Vertriebskonzepte vorgestellt.

Zeebo ist eine Low-Cost-Konsole für Schwellenländer wie Brasilien, China, Russland und Indien, die ihre Spiele über das Mobilfunknetz lädt (unter anderem werden UMTS, GSM, GPRS und EDGE unterstützt). Dazu muss der Anwender eine SIM-Card des Mobilfunk-Providers Claro in die Konsole einlegen und Z-Credits per Prepaid-Karte, Bankeinzug oder Kreditkarte erwerben. Ein Vertrieb über physikalische Datenträger wie CDs oder DVDs ist nicht vorgesehen. Durch den reinen Online-Vertrieb will Zeebo nicht nur die Vertriebskosten gering halten, sondern auch illegale Kopien verhindern.

Zeebo lädt in Schwellenländern Handy-Spiele aus dem Äther und gibt sie auf gewöhnlichen Fernsehern aus.

(Bild: Zeebo)

Die Zeebo-Konsole soll zunächst im April für 600 brasilianische Real (umgerechnet knapp 200 Euro) in Brasilien starten. Zeebo führt an, dass in Brasilien bislang Konsolen wie die PS3 oder Wii nur über den Schwarzmarkt zu Preisen über 1000 US-Dollar zu haben sind. Die Zeebo-Konsole sei eine günstigere Alternative, die speziell für Mittelstandsfamilien in den dortigen Ländern vermarktet werden soll. Die Hardware der von Tectoy und Qualcomm produzierten Konsole besteht aus einem ARM11-Prozessor mit einem QDSP-5 von Qualcomm, die mit 528 MHz getaktet sind. Für die Grafik ist ein Qualcomm Adreno 130 zuständig, der VGA-Auflösung (640 × 480) ausgeben kann. Zu den insgesamt 160 MByte Hauptspeicher kommen 1 GByte NAND-Flash zum Speichern der Spiele. Der Speicher kann über einen SD-Card-Einschub erweitert werden. Der moderaten Rechenleistung steht laut Zeebo ein geringer Energieverbrauch von lediglich einem Watt gegenüber. Zum Anschluss der Controller stehen drei USB-2.0-Ports zur Verfügung.

Zu den ersten Publishern, die Spiele für die Zeebo anbieten wollen, gehören Activision, Capcom, Electronic Arts Mobile, id Software, Gameloft, Namco Bandai, PopCap, Sega und THQ. Das Gros der Spiele sollen Portierungen von Mobilspielen für Handys sein, die auf Qualcomms BREW-System aufsetzen. Zum Start der Konsole sollen 15 Titel bereitstehen, die zwischen 7 und 30 brasilianische Real (umgerechnet 2,30 bis 10 Euro) kosten. Neben vier vorinstallierten Spielen (FIFA 09, Prey, Brain Challenge, Need for Speed Carbon) können Käufer den 13 Jahre alten Ego-Shooter "Quake" von id Software kostenlos auf die Konsole laden.

Server-Spiele

Derweil peilt der in Palo Alto, USA, ansässige Dienstanbieter Onlive westliche Industrieländer mit Breitband-Internentzügängen an. Bei Onlive muss der Anwender nicht mehr die Spiele auf seinen heimischen PC oder seine Konsole laden, sondern die Programme laufen, ähnlich wie bei Stream My Game, komplett auf externen Online-Servern ab. Ein Browser-Plugin für Windows oder Mac nimmt lediglich die Eingabebefehle von Tastatur und Joystick entgegen, leitet sie an den Server weiter, der wiederum die Grafik und den Sound wieder zurück zum Anwender streamt. Eine schnelle Videocompression soll dafür sorgen, dass es zwischen der Eingabe und Ausgabe zu keiner spürbaren Verzögerung kommt. Für VGA-Auflösung sei eine Leitung mit 1,5 MBit/s, für 720p derweil 5 MBit/s nötig. Mit Hilfe von Onlive soll es möglich werden, rechenintensive PC-Spiele wie Crysis selbst auf schwachbrüstigen Netbooks mit allen Effekten spielen zu können. Ebenso kommen Mac-Anwender in den Genuss bislang nicht portierter PC-Spiele. Von den größeren Publishern haben bislang Atari, Codemasters, Eidos, Electronic Arts, Epic Games, Take 2 Interactive, Ubisoft und Warner ihre Unterstützung zugesagt. Weil die Spiele komplett auf den Servern verbleiben, seien illegale Kopien von vornherein technisch ausgeschlossen.

Onlive bietet für seinen Dienst auch einfache Streaming-Boxen fürs Wohnzimmer an.

(Bild: Onlive)

Anwender können mit Onlive ein Abo abschließen. Die Spiele werden entweder zum Kauf oder zur Miete angeboten. Ebenso soll der Service es den Spielern erlauben, Demos ohne langwierigen Download oder eine Installation auszuprobieren. Für das Wohnzimmer sollen später günstige Streaming-Boxen auf den Markt kommen, die lediglich die Eingaben per USB oder Bluetooth angeschlossener Controller an den Server weiterleiten und den Video- und Audio-Stream entgegennehmen und per HDMI wieder ausgeben. Eine offene Beta-Phase soll im Sommer starten, der offizelle Marktstart ist für kommenden Winter geplant. (hag)