Gaskrise: 19 Grad in öffentlichen Gebäuden und dreimal höhere Abschläge

Die EU-Kommission arbeitet an einem Notfallplan für eine mögliche Gaskrise: 19 Grad in öffentlichen Gebäuden. Verbraucher müssen zukünftig dreimal mehr zahlen.

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(Bild: Skye Studio LK/Shutterstock.com)

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Sollte es zu einer Gaskrise kommen und Russland etwa die Förderung nach Deutschland stoppen, könnten auf Verbraucher erhebliche Energiesparmaßnahmen zukommen. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, warnt, dass "die Gaskrise uns alle ärmer macht". "Gaskunden müssen sich auf einer Verdreifachung der Abschläge einstellen – mindestens", so Müller gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Ein Notfallplan der Europäischen Kommission angesichts der drohenden Gaskrise sieht eine Maximaltemperatur von 19 Grad ab kommenden Herbst für öffentliche und kommerzielle Gebäude und Büros vor. Unternehmen, die statt Gas auch Alternativen einsetzen können, sollten Ihren Verbrauch dementsprechend reduzieren, heißt es in dem Text. Zum Schutz der Industrie, Lieferketten und des Wettbewerbs schreibt die EU-Kommission: "Jeder kann Gas sparen, jetzt." Auch Privathaushalte könnten einen Beitrag leisten und freiwillig den Gasverbrauch reduzieren.

Deutschland gehöre zu den am stärksten betroffenen Ländern der Auswirkungen von Russlands Drosselung bei den Gaslieferungen und es gibt Zweifel an Wiederaufnahme nach den Wartungsarbeiten an Nord Stream 1. Derzeit werden bei einer Gasknappheit Krankenhäuser und private Haushalte demnach gegenüber der Industrie vorrangig behandelt. Für die Stromproduktion könnten Länder allerdings die Versorgung der Gaskraftwerke über bestimmte geschützte Verbraucher stellen, heißt es in dem Plan, der Berichten zufolge am 20. Juli offiziell vorgestellt werden soll.

Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stellte die Priorisierung der Verbraucher Anfang der Woche infrage. Die europäische Notfallversorgung von Gas würde bei einer kurzfristigen Unterbrechung sinnvoll sein – es gehe aber nun um eine mögliche monatelange Unterbrechung, so Habeck. Bereits im Juni rief EU-Kommissionschefin von der Leyen Verbraucher zum Sparen auf. Eine Reduzierung der Heiztemperatur um zwei Grad spare die gesamte Lieferung von Nord-Stream 1 ein, erklärte von der Leyen damals.

Geht es nach dem Präsidenten der Bundesnetzagentur, sparen die Deutschen "leider immer noch nicht genug Gas ein", erklärte Müller in einem Interview gegenüber dem RND. Die Speicher sind demnach erst zu knapp zwei Dritteln gefüllt und das sei – wenn auch mehr als in vergangenen Jahren – nicht genug.

Viele Kunden würden derzeit keine höheren Abschläge für Gaslieferungen zahlen, "das werden sie aber", garantiert Müller. Bei den aktuellen Heizkostenabrechnungen verdoppeln sich Müller zufolge die Abschläge bereits und die Folgen des Ukraine-Kriegs seien dabei noch gar nicht berücksichtigt. Eine (mindestens) Verdreifachung der Abschläge ab 2023 halte er für absolut realistisch.

An den Börsen hätten sich die Preise teilweise versiebenfacht, all das käme bei den Verbrauchern aber noch gar nicht an. Auch Müller fordert eine Einschränkung des Gasverbrauchs: "Jede nicht verbrauchte Kilowattstunde hilft, Abschaltungen bei der Industrie zu verzögern oder im besten Fall zu vermeiden. Und sie hilft sehr konkret im eigenen Portemonnaie."

(bme)