Gasmangel im Winter möglich, sagen Speicherbetreiber

Wenn der Winter besonders kalt wird, könnten private Haushalte den Mangel mildern, indem sie weniger heizen, meinen die Gaspeicher-Betreiber.

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(Bild: Dragana Gordic/ Shutterstock.com)

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Die Gasspeicher in Deutschland sind zwar schon seit September fast voll, für die Speicherbetreiber ist das aber kein Grund, sich zu entspannen. Wenn die Temperaturen im kommenden Winter extrem sinken, könne es zu einer Gasmangellage kommen, warnt die Initiative Energien Speichern (INES).

Das ist ein Fazit der jüngsten Vorausschätzung der INES. Dabei legt sie unterschiedliche prognostizierte Wetterbedingungen und frühere Verbrauchsdaten zugrunde und meint: "Selbst, wenn die Gasspeicher erneut vollständig vor dem Winter befüllt werden, könnte die Gasnachfrage bei extrem kalten Temperaturen und aktuellem Verbrauchsverhalten vermutlich nicht mehr vollständig gedeckt werden." Dabei sei schon mit normalen winterlichen Temperaturen die gesetzliche Vorgabe herausfordernd, die Gasspeicher zum 1. Februar 2024 mindestens 40 Prozent gefüllt zu haben. Diese Vorgabe könne wohl nicht eingehalten werden, wenn es zu extrem niedrigen Temperaturen kommen sollte.

Hohe Gasverbräuche im Winter seien wesentlich abhängig vom Heizverhalten von Privathaushalten und Gewerbekunden, hat laut INES eine Detailanalyse des Gasverbrauchs in Deutschland nach Kundengruppen ergeben. Die Gasspeicher deckten diese Verbräuche weitgehend und begrenzen damit die Importbedarfe deutlich. Im Extremfall könnten private Haushalte und Gewerbekunden durch Einsparen dazu beitragen, dass industrielle Produktionsprozesse in Deutschland weiterlaufen können, schlussfolgert die INES. Überspitzt formuliert: je extremer die Kälte, desto weniger sollte geheizt werden.

Damit sprechen die Gasspeicher-Betreiber indirekt einen Punkt in der europäischen Notfallverordnung Gas an, laut dem kritische Infrastruktur und Verbraucher geschützt seien. Diese hatte schon voriges Jahr Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) relativiert. In einer kurzfristigen Mangellage sei die Bestimmung sinnvoll, anders sehe das aus, wenn es monatelang zu einer Mangellage kommt.

Für INES-Geschäftsführer Sebastian Heinermann ergibt sich daraus, dass noch vor dem Winter weitere schwimmende LNG-Terminals in Betrieb genommen werden müssen. Sonst "können bei extrem kalten Temperaturen vermutlich nur noch zusätzliche Einsparbemühungen einen Gasmangel vermeiden". Wenn ein Gasmangel eintrete, würden voraussichtlich die Gaspreise am Handelsmarkt steigen, Industrie und gasbasierte Stromproduktion würden ihren Verbrauch verringern.

Die INES modelliert nach eigenen Angaben fortlaufend die europäischen Gasmärkte, um die Sicherheit der Gasversorgung einzuschätzen. Auf dieser Basis und unter Berücksichtigung der Speicherfüllstände zum 1. Oktober 2023 wurden drei Szenarien für die weitere Speicherbefüllung und die Gasversorgung in Deutschland im Winter 2023/24 in einem normalen, in einem warmem und einem sehr kalten Winter betrachtet. Diese entsprechen ungefähr den Wintertemperaturen 2016, 2020 und 2010.

Im Juni 2022 rief die Bundesregierung die Alarmstufe des Notfallplans aus. Es ist die zweite von insgesamt drei Stufen. Auf der dritten, der Notfallstufe, greift der Staat in den Markt ein. Abgestimmt mit den Netzbetreibern bestimmt dann die Bundesnetzagentur die Gasverteilung. Die Notfallstufe ist erreicht, wenn eine außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Gas, eine erhebliche Störung der Gasversorgung oder eine andere erhebliche Verschlechterung der Versorgungslage vorliegt.

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Bei der Gasverteilung gelten bestimmte Verbrauchergruppen als gesetzlich besonders geschützt, sie sollen möglichst bis zuletzt mit Gas versorgt werden. Zu diesen geschützten Verbrauchern gehören Haushalte, soziale Einrichtungen wie etwa Krankenhäuser, und Gaskraftwerke, die zugleich auch der Wärmeversorgung von Haushalten dienen.

(anw)