Gasspeicher: Winterkälte lässt Gas-Vorrat schrumpfen

Momentan wird in Deutschland weniger Gas eingespart als die Bundesnetzagentur empfiehlt. Die Speicherbetreiber zeigen sich optimistisch.

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Detail am Erdgasspeicher Rehden bei Diepholz.

(Bild: Astora)

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Das Winterwetter sorgt in den deutschen Gasspeichern wie erwartet weiterhin dafür, dass die Füllstände sinken. Am Mittwochmorgen lag der Gesamtfüllstand bei 75,4 Prozent. Das waren 0,8 Prozentpunkte weniger als am Vortag, wie aus Daten des europäischen Gasspeicherverbandes GIE hervorgeht. Der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden war zuletzt zu 89,4 Prozent gefüllt. EU-weit lag der Füllstand bei 68,8 Prozent. Das waren 0,7 Prozentpunkte weniger als am Vortag.

Die Bundesnetzagentur ging am Montag nach Temperaturprognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bereits von einem Mehrverbrauch aus. Aktuell liege die Temperaturprognose für die laufende Woche mit -0,58 °C gegenüber den Jahren 2018 bis 2021 im angespannten Bereich, heißt es in einer Mitteilung der Bundesnetzagentur. Der Gasverbrauch liegt 12 Prozent unter dem Referenzwert der Jahre 2018 bis 2021, das ist nach Ansicht der Agentur ein kritischer Wert. Stabil wäre die Lage, wenn mindestens 25 Prozent Gas eingespart würde.

Die Initiative Energien Speichern (INES) der Speicherbetreiber schreibt in ihrem neuesten Szenarium, am Gasverbrauch sei im Januar 2023 weniger gespart worden als im Dezember 2022, dennoch werde Deutschland gut durch den Winter kommen. INES-Modellrechnungen des Verbandes sehen den Füllstand sowohl Ende September als auch Ende Oktober des laufenden Jahres bei 100 Prozent – unabhängig vom Temperaturverlauf. Das heißt, die Gasspeicher könnten zu Beginn der nächsten Heizperiode wieder zu 100 Prozent gefüllt sein. So war es auch am 14. November 2022 der Fall.

Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit ein Puffersystem für den Markt. Die Füllstände in Deutschland gehen seit dem 9. Januar 2023 insgesamt zurück. Davor war – jahreszeitlich untypisch – mehr als zwei Wochen lang eingespeichert worden. Laut INES wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 878 TWh Erdgas verbraucht, so wenig wie zuletzt 2015. Weiterhin fließt Gas durch Pipeline-Importe nach Deutschland, am Dienstag laut Bundesnetzagentur aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Erdgas erhält Deutschland mittlerweile auch über LNG-Terminals an deutschen Küsten. Von den insgesamt etwa 3000 GWh Erdgas täglich, die in Deutschland ankommen, sind laut Bundesnetzagentur 200 GWh LNG (Flüssiggas).

Zum 1. November 2021 lagen die Gasspeicherfüllstände laut Bundeswirtschaftsministerium auf 68 Prozent, zu Ende März 2022 betrug der bundesweit durchschnittliche Füllstand rund 26 Prozent. Der größte deutsche Gasspeicher Rehden war zu Beginn des Winters 2021/2022 zu rund 9,5 Prozent gefüllt und zu Ende März 2022 fast vollständig leer. Am 1. Februar hingegen waren die Speicher mit 78,6 Prozent fast doppelt so voll wie vom Energiewirtschaftsgesetz zu diesem Stichtag vorgeschrieben.

Zuständig für die Befüllung der Gasspeicher ist der Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe (THE). Dieser überwacht die Füllstandsvorgaben der einzelnen Speicher und kann auch selbst Gas in den Speicheranlagen einspeichern, die die entsprechenden Vorgaben unterschreiten. Notwendig wurde das beim Speicher Rehden, der vormals im Besitz von Gazprom war, deren deutscher Ableger nun unter dem Namen Securing Energy for Europe unter deutscher Treuhandverwaltung steht.

(anw)