Gates: Ich habe die Pandemie vorhergesehen, aber nicht die Verschwörungstheorien

Bill Gates fragt sich angesichts der Verschwörungsgläubigen, ob er in Gefahr wäre, würde er sich wieder in der Öffentlichkeit bewegen.

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(Bild: Bill Gates)

Lesezeit: 4 Min.

"Ich bin da immer noch ziemlich naiv", sagte Bill Gates, der wie jeder mehr oder weniger berühmte Mensch gerade durch die Medien tingelt, der ein Buch geschrieben hat; sein aktuelles heißt: "Wie wir die Klimakatastrophe verhindern". Vorwürfe, dass die Impfungen die Bevölkerung kontrollieren sollen, habe er nie erwartet, sagte er in einem Interview mit der Zeit. Die Menschen suchten manchmal nach simplen Erklärungen, wenn etwas Schlechtes geschieht.

Er habe die Pandemie vorhergesehen, aber nicht diese Verschwörungstheorien. Dabei bezog sich Gates offenbar auf eine Aussage in einem anderen Interview im vorigen Jahr, in dem er bedauerte, 2015 nicht nachdrücklicher vor der Gefahr einer Viruspandemie gewarnt zu haben. Zu den Verschwörungsmythen, sagte er nun, er erhalte jede Woche von seinem Büro einen Bericht mit den verschiedenen Varianten, die im Internet auftauchen. "In den USA kommt das vor allem aus dem rechten Spektrum. Anderswo ist es nicht so ganz eindeutig politisch verortet."

Gates wird unter anderem vorgeworfen, die Verbreitung des Coronavirus zumindest begünstigt zu haben oder in irgendeiner Weise von der Impfung dagegen zu profitieren. In den vergangenen Monaten sei er "praktisch nirgendwo mehr hingegangen", er sei zu einer virtuellen Person geworden. "Wenn ich irgendwann im kommenden Sommer und Herbst wieder auftrete, werde ich mich fragen müssen, ob es eine erhöhte Gefahr für mich gibt."

Es sei gut, dass die Betreiber von Sozialen Netzwerken Inhalte, die sich gegen Impfstoffe richten, entfernen, sagte Gates. Es gebe aber keine allgemeine Regel, die klar vorgibt, was sie entfernen sollten und was nicht. Das sei ein schwieriges Thema. "In den USA ist es beunruhigend, dass die sozialen Medien sich auf Prinzipien des ersten Verfassungszusatzes zu berufen scheinen und es dadurch zulassen, dass wirklich schlimme Dinge passieren", sagte Gates.

Zur Sperrung Donald Trumps auf einigen Plattformen sagte Gates, er sei kein Fan dessen, was der ehemalige US-Präsident zuletzt getan und wie er über die Wahl gesprochen hat. "Dass er das Weiße Haus verlassen hat, ist ein wichtiger Einschnitt für die USA und die gesamte Welt." Trumps Ablösung sei auch ein wichtiger Aspekt für den Zeitpunkt der Veröffentlichung seines aktuellen Buchs, erläuterte Gates. Wenn er im Amt geblieben wäre, wären die Chancen der USA beschränkt gewesen, ihre innovative Kraft für die ganze Welt zu nutzen.

Wie schon in vorigen aktuellen Interviews sieht Gates die Technik als Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel. Auch im Zeit-Interview plädiert er für die Atomkraft in Form kleinerer Reaktoren, um eine verlässliche Stromversorgung zu sichern. Aber keine einzelne Technologie werde das Problem lösen, dass die Welt bis 2050 klimaneutral werde.

Dabei reiche es auch nicht aus, wenn sich die wohlhabenden Menschen einschränkten, schließlich wachse die Weltbevölkerung und auch jene, die heute nicht ausreichende Bildung und Komfort hätten – und sei es nur ein Dach über dem Kopf –, strebten danach. "Technologische Lösungen haben dazu geführt, dass Menschen heute lange leben, sie haben sehr großen Nutzen gebracht. Ich würde nicht gern in der Welt von vor 200 Jahren leben."

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Ebenso technikfreundlich gibt sich Gates in Sachen Cheeseburger, die er laut Interview gern isst. Vor drei Jahren hätte er die Fleischerzeugung neben der Produktion von Flugzeugtreibstoff, Stahl und Zement als einen der schwierigsten Problembereiche genannt. Das Problem sei zwar noch nicht gelöst, aber Unternehmen wie Beyond Meat und Impossible Foods, die an Fleischersatz arbeiten, scheinen emissionsfreie Verfahren zu entwickeln.

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(anw)