Gegen den Cloud-Trend: DB Vertrieb GmbH nutzt weiterhin Jira

Die DB Vertrieb GmbH setzt Jira seit 2016 ein. Trotz der Cloud-Offensive von Atlassian bleibt die Bahn dem Tool treu – im Interview erklärt sie, warum.

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(Bild: Stokkete/Shutterstock.com)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Georgios Dimoulis
  • Jacqueline Gratzel
Inhaltsverzeichnis

Mit agilen Methoden und modernen Deployment-Prozessen gestaltet die DB Vertrieb GmbH das digitale Reiseerlebnis für die Kunden. Diese erwarten eine zeitgemäße Auskunft, Buchung und Reisebegleitung. Um diese Ziele zu erreichen, verändert sich die monolithische Systemarchitektur mit langen Innovationszyklen in Richtung einer modularen Microservices-Architektur mit minimalen technischen Abhängigkeiten. So lassen sich einzelne Services bei Bedarf flexibel und schnell austauschen.

Hierzu nutzt die DB Vertrieb GmbH neben anderen Tools auch Jira – ein Werkzeug für Projektmanagement, das Funktionen angefangen vom Anforderungsmanagement bis zur agilen Softwareentwicklung enthält. Atlassian zieht aber mit seinen Produkten in die Cloud und verkauft seit Februar 2021 keine Serverlizenzen mehr. Kunden, die nicht mitziehen wollen, müssen sich nach einer Alternative umsehen – passende Tools finden sich in einer Marktübersicht in der neuen iX 9/2021. Die DB Vertrieb will dennoch weiterhin Jira nutzen.

Wann wurde Jira bei der DB Vertrieb GmbH eingeführt und warum?

Die ersten Bemühungen um ein neues Tool gab es bei der DB Vertrieb GmbH Mitte 2016 im Bereich Datenmanagement. Dort wollte man für die Abwicklung der Tarif- und Preisdatenlieferungen auf ein Kanban-orientiertes Tool umstellen. Zudem gab es den Wunsch, in Entwicklungsbereichen eine zu der Zeit veraltete Anforderungsdatenbank durch ein modernes Tool wie Jira zu ersetzen.

Was waren bei der Auswahl von Jira die wichtigsten Entscheidungskriterien für die DB Vertrieb GmbH?

Ein wesentlicher Faktor für die Entscheidung war die Marktdurchdringung von Atlassian. Durch sein umfangreiches Produktangebot ist Atlassian sehr weit verbreitet und verfügt über eine sehr große Community. Die meisten IT-Leute kennen diese Tools und wissen, wie man damit umgeht. Zudem gibt es sehr gute Dienstleister im Markt, die bei Einführung, Customizing und technischer Migration beraten. Ein zusätzliches Kriterium war natürlich auch die einfache Erlernbarkeit und Bedienbarkeit. Darüber hinaus ist es im Verhältnis zu einigen anderen Tools auf dem Markt etwas günstiger.

Wurden andere Tools bei der Entscheidung mit evaluiert?

Ja, es gab eine Shortlist mit drei verschiedenen möglichen Tools erstellt. Die IT nutzte damals noch proprietäre Tools auf Basis von IBM Lotus Notes, die aber schlichtweg unbrauchbar waren, vor allem im agilen Kontext. Am Ende wurde die Entscheidung relativ schnell und ohne ausufernde Diskussionen getroffen. Es war klar, dass Jira unter allen Rahmenbedingungen am besten für uns passt.

Gab es bei der Entscheidung für ein solches Tool Probleme innerhalb der Organisation?

Der Einsatz hängt bei einem großen Konzern wie unserem natürlich auch von anderen Faktoren ab. Der Betriebsrat muss für eine solche Einführung eine formale Freigabe erteilen. Wichtig bei der Einführung eines solchen Tools, das später von rund fünfhundert Menschen genutzt wird, ist frühzeitig und proaktiv die entsprechenden Arbeitnehmervertreter einzubinden. Wenn man Tools in einer solchen Breite bei der Deutschen Bahn einsetzen möchte, braucht es eine Betriebsvereinbarung. Deren Erstellung kostete zwar Zeit, war am Ende für das Gesamtprojekt der Einführung jedoch kein Problem.