Gegen die Abhängigkeit von China: CTA wirbt für engere Zusammenarbeit mit Europa

Der größte amerikanische Tech-Handelsverband will die US-Industrie unabhängiger machen. Deutschland fällt in den Plänen eine Schlüsselrolle zu. 

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(Bild: danielo/Shutterstock.com)

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Von
  • Robin Brand

Der US-Wirtschaftsverband Consumer Technology Association (CTA) wirbt für eine engere Zusammenarbeit mit Europa, um die Abhängigkeit von China und Taiwan zu reduzieren. Auf der CES Unveiled in Amsterdam stellte die CTA dazu eine Untersuchung vor, wonach die Produktion vieler Schlüsseltechnologien binnen zehn Jahren in die Vereinigten Staaten, nach Europa und in andere Partnerländer der USA verlagert werden könnten. So entstünden bis 2033 in den betreffenden Ländern 18 Millionen Jobs, davon 500.000 in Deutschland.

Die CTA vertritt fast 1500 US-Techkonzerne und ist damit der größte Tech-Handelsverband der USA. Die von der Unternehmensberatung Kearney durchgeführte Untersuchung analysiert, wie die USA robustere Lieferketten aufbauen können. Die Coronapandemie habe die Techindustrie des Landes empfindlich getroffen, der Handelskonflikt mit China sei unabhängig davon weiterhin eine Gefahr für die US-Wirtschaft, heißt es in der Untersuchung. Es sei aber möglich, die Produktion in verbündete Länder zu verlagern, wenn jetzt die richtigen privatwirtschaftlichen und politischen Schritte unternommen würden – nämlich enger mit befreundeten Staaten zusammenzuarbeiten. Als Schlüsseltechnologien macht der Verband die Herstellung von Halbleitern und anderen elektronischen Bauteilen, Kommunikationsausrüstung, Computern und Peripheriegeräten sowie von Audio- und Videogeräten aus.

Die USA allein seien nicht in der Lage, die derzeitige und die wachsende Nachfrage nach technischen Konsumgütern zu befriedigen. "Die Studie zeigt, dass wir dafür enger mit unseren Handelspartnern auf der ganzen Welt zusammenarbeiten müssen", sagte CTA-Präsident Gary Shapiro im Gespräch mit c't. Konkret müsse die Zusammenarbeit mit Partnerländern Kanada, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Japan und Südkorea sowie mit Indien, Mexiko und Vietnam verstärkt werden. Ein Großteil der Jobs durch verlagerte Produktionen würde demnach in Indien und Vietnam entstehen.

Doch auch Deutschland könnte mit seiner Expertise in Sachen Herstellung von Halbleitern und elektronischen Bauteilen sowie Computern und Peripheriegeräten profitieren. Bereits heute investiert Intel in Magdeburg Milliarden in den Bau eines Halbleiterwerks – mit kräftiger Unterstützung des Bundes. Der Magdeburger Standort soll die Schnittstelle für eine moderne europäische Chipfertigung werden, unter anderem mit einem neuen Chip-Verarbeitungswerk in Polen für 4,6 Milliarden US-Dollar. TSMC investiert gemeinsam mit Bosch, Infineon und TXP Milliarden in Dresden, im Saarland rühmt man sich, die "weltweit modernste" Siliziumkarbid-Fab zu bauen, und auch die EU stärkt den Chip-Standort Deutschland mit Milliarden.

Sorge bereitet Shapiro derweil die hohe Bedeutung, die in Europa dem Datenschutz zukommt. "In Europa wird alles dem Datenschutz untergeordnet, und das ist ein Innovationshemmnis." Im wirtschaftlichen Wettstreit sei das gegenüber China ein eklatanter Nachteil. Speziell in Sachen KI verliere Europa den Anschluss. Dennoch könnten die USA und Europa nur zusammen bestehen.

(rbr)