Gehalt: Minus bei Entwicklern, IT-Support schafft keinen Inflationsausgleich

Im Vergleich zu vielen Berufen verdienen ITler ĂĽber dem Durchschnitt. Aber ist die Zeit der groĂźen Gehaltssteigerungen vorbei? Eine Analyse legt das nahe.

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(Bild: Andrey_Popov/Shutterstock.com)

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Obwohl die Löhne in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2024 insgesamt gestiegen sind, schafften manche IT-Berufe nicht einmal den Inflationsausgleich. Das geht aus einer Analyse von Gehaltsangaben in Stellenanzeigen der Jobplattform Indeed hervor. Besonders trifft es demnach die Software-Entwickler, bei denen die Gehälter durchschnittlich um 0,7 Prozent gesunken seien. Bei Jobs im IT-Support und der IT-Infrastruktur habe das Plus zwar 0,8 Prozent betragen – aber auch das ist zu wenig zum Ausgleich der durchschnittlichen Inflationsrate von 2,2 Prozent im Jahr 2024.

Damit gehören die drei IT-Berufsfelder zu denen mit der schwächsten Gehaltsentwicklung unter den 20 relevantesten Berufsgruppen der Job-Plattform, erklärte Indeed. 18 von 20 untersuchten Berufsgruppen hätten Lohnwachstum verzeichnet, im Schnitt seien die Gehälter der erfassten Berufe um 3,2 Prozent gestiegen.

"Dass die Gehälter in der Softwareentwicklung sinken, hätten viele vor ein paar Jahren noch für unmöglich gehalten. Nach Jahren rasant steigender Gehaltsniveaus sind viele gut bezahlte IT-Jobs nun jedoch besonders von dem Sparkurs vieler Unternehmen betroffen", sagte Virginia Sondergeld, Ökonomin und Arbeitsmarktexpertin bei Indeed.

Allerdings lägen IT-Jobs trotzdem weiterhin über dem Lohnniveau anderer Berufe, die im vergangenen Jahr ein Plus erreicht hätten. Generell sieht Sondergeld eine Abkühlung der Lohnentwicklung bei klassischen Bürojobs.

Auch die Personalnachfrage für Software-Entwickler sei rückläufig: Kein anderer Beruf habe im Jahresvergleich einen so drastischen Rückgang an Stellenausschreibungen auf Indeed verzeichnet. Entsprechend dürfte für Entwickler in diesem Jahr die Jobsicherheit der wichtigere Faktor sein als eventuelle Gehaltssteigerungen, schätzt man bei Indeed ein. Einen generellen Rückgang der Stellenausschreibungen für ITler hat auch schon das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in seinem letztjährigen MINT-Herbstreport festgestellt.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) lieferte am gestrigen Mittwoch etwas andere Zahlen zur Lohnentwicklung. Die Nominallöhne in Deutschland seien demnach im Jahr 2024 sogar um rund 5,4 Prozent höher als im Vorjahr. Die Reallöhne, die abzüglich der Inflationsrate die reale Kaufkraft erfassen sollen, seien damit um rund 3,1 Prozent zum Vorjahr gestiegen. Inflationsausgleichsprämien sowie tarifliche Lohnsteigerungen und Einmalzahlungen hätten für ein starkes Reallohnwachstum gesorgt. Es sei der stärkste Reallohnanstieg seit Beginn der Statistik im Jahr 2008.

Genuine Lohnentwicklungen für ITler erfasst die Behörde darin aber nicht. Für die breit gefasste Kategorie "Information und Kommunikation" sieht Destatis etwa ein Plus von 6,9 Prozent. Allerdings enthält das neben Softwarefirmen auch unter anderem Verlage, Rundfunkunternehmen oder Telekommunikationsdienstleister. Ebenso geht Destatis nach Wirtschaftszweigen, nicht nach einzelnen Berufen. Der Hausmeister beim IT-Dienstleister würde also eher in die Kategorie Informationsdienstleistungen fallen, der Software-Entwickler bei der Versicherung ginge hingegen in die Zahlen der Versicherungsbranche ein.

(axk)