Gerichtsunterlagen: Apple wusste vorab vom Biegeproblem des iPhone 6

Interne Apple-Tests ergaben angeblich vor Verkaufsstart, dass sich die größeren iPhones leichter verbiegen lassen als vorausgehende Modelle. Öffentlich wies Apple die Problemberichte zurück, einer Klage zufolge wurde später still nachgebessert.

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Apple iPhone 6

Die erheblich größeren iPhone-Modelle 6 und 6 Plus zeigten sich auch biegsamer – Apple besserte bei Komponenten und Gehäusekonstruktion später nach.

(Bild: dpa, Vincent Jannink)

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Apple war offenbar frühzeitig klar, dass sich iPhone 6 und iPhone 6 Plus leichter verbiegen lassen als vorausgehende iPhone-Generationen. Internen Tests des Herstellers zufolge lag die “Wahrscheinlichkeit für das Verbiegen eines iPhone 6 um 3,3 Mal höher” als beim Vorläufer iPhone 5s – beim größeren iPhone 6 Plus sogar “um 7,2 Mal höher”. Dies geht aus unter Verschluss gehaltenen Gerichtsunterlagen hervor, auf die die zuständige Richterin Lucy Koh in einer gegen Apple angestrengten Klage verweist, wie das Magazin Motherboard berichtet.

Apple habe sich deshalb schon vor der Einführung der neuen iPhones im Herbst 2014 gesorgt, dass diese “wahrscheinlich leichter zu verbiegen sind als frühere Generationen”, wie die Richterin weiter aus internen Apple-Unterlagen zitiert. Das Unternehmen habe dies als “zu erwartendes Verhalten” beschrieben. Nach einer internen Untersuchung habe Apple schließlich beschlossen, die aus der leichteren Biegbarkeit resultierenden Ausfälle des Touchscreens durch eine Verstärkung der Lötverbindungen auszuräumen, führt Koh weiterhin aus.

Nach Angabe der Kläger hat Apple diese Verbesserung bei den 2015 eingeführten Nachfolgemodellen iPhone 6s und iPhone 6s Plus schon von Anbeginn in Gestalt eines neuen Chips integriert, diesen bei iPhone 6 und iPhone 6 Plus aber erst ab Mai 2016 und ohne weiteren Hinweis an Kunden verbaut.

Die als “Bendgate” bekanntgewordene Biegeproblematik beschäftigte Apple bereits unmittelbar nach dem Verkaufsstart von iPhone 6 und iPhone 6 Plus. Bei “normaler Nutzung” sei ein Verbiegen “extrem selten”, teilte der Konzern damals mit, es hätten sich nur neun betroffene iPhone-6-Plus-Nutzer beim Hersteller gemeldet. Das iPhone sei daraufhin konstruiert, “sowohl schön als auch stabil” zu sein – man habe “rigorose Tests” durchgeführt und “entsprechen oder übertreffen alle unserer hohen Qualitätsstandards”.

Seit November 2016 bietet Apple ein Reparaturprogramm an, allerdings nur für Touchscreen-Probleme des iPhone 6 Plus. Nutzer müssen bei dem Multi-Touch-Reparaturprogramm zudem gut 180 Euro zuzahlen. Die Probleme treten laut Apple erst auf, wenn betroffene iPhones “mehrmals auf eine harte Oberfläche fielen und anschließend weiter belastet wurden”. Das iPhone 6 ist – in einer überarbeiteten Variante – noch heute in bestimmten Ländern bei Dritthändlern im Verkauf.

iPhone 6 im Detail (Stand: September 2014) (9 Bilder)

Die aktuellen iPhone-Modelle im Vergleich. 5s und 5c bleiben im Portfolio.

(lbe)