Gerüchte um "AOL Linux"

Nachdem die Washington Post am Wochenende erfahren haben wollte, dass AOL wegen einer Übernahme von Red Hat verhandelt, kocht jetzt die Gerüchteküche.

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Von
  • Oliver Diedrich

Nachdem die Washington Post am Wochenende aus den üblichen "gut informierten Kreisen" erfahren haben wollte, dass AOL wegen einer Übernahme von Red Hat verhandelt, kocht jetzt die Gerüchteküche. So meldet der Newsdienst CNET ebenfalls unter Berufung auf "gut informierte Kreise", dass sich AOL keineswegs um einen Kauf von Red Hat bemühe: "Die beiden Unternehmen stehen weder kurz vor einer Übernahme, noch haben sie darüber diskutiert." AOL und Red Hat haben bislang jeden offiziellen Kommentar abgelehnt.

In dem Echo auf den Bericht der Washington Post überwiegen die kritischen Stimmen. Medien wie Analysten grübeln darüber, was AOL durch einen Kauf von Red Hat gewinnen könnte. Zwar haben sich die Auseinandersetzungen zwischen Microsoft und AOL in letzter Zeit verschärft, wobei Microsofts Dominanz bei den Desktop-Betriebssystemen dem weltweit größten Online-Dienst zunehmende Schwierigkeiten bereitet: So musste das AOL-Icon vom Windows-XP-Desktop weichen, was AOL im Kampf um neue Kunden ins Hintertreffen gegenüber dem Konkurrenten MSN bringt; gegen den eng mit XP verbandelten Passport-Service von Microsoft setzt AOL die Teilnahme an Suns Liberty Alliance; und auf den neuen Microsoft-Dienst .NET Alerts, der stark auf den Windows Messenger setzt, musste AOL Anfang des Jahres mit seinen eigenen AOL Alerts antworten.

Aber bislang konnte Linux dem Microsoft-Monopol auf dem Desktop nicht gefährlich werden. Es ist auch kaum zu erwarten, dass ein "AOL Linux" mit integriertem AOL-Zugang daran viel ändern könnte. Zudem liegen die Schwerpunkte des Geschäfts von Red Hat eher in den Bereichen Server und Open-Source-Services -- zwei Bereiche, die nicht so recht zu AOLs Aktivitäten passen wollen. Bleibt die Sparte Embedded Linux: Hier hat Red Hat einige Kompetenz zu bieten, während AOL mit seinem Touch Pad bereits vor gut einem Jahr in dieser Richtung aktiv geworden ist. Fraglich ist, ob AOL für die Umsetzung seiner AOL-Anywhere-Strategie gleich einen kompletten Linux-Distributor einkaufen muss.

So rätseln Analysten und Kommentatoren, was AOL wohl mit Red Hat anfangen könnte -- und welche Konsequenzen eine Übernahme für den amerikanischen Linux-Distributor haben wird. Alan Cox, einer der populärsten Linux-Entwickler und bei Red Hat angestellt, hat jedenfalls schon öffentlich erklärt, dass er nicht für eine AOL-Tochter arbeiten werde. (odi)