Gesundheitsministerin befürwortet Internet-Apotheken

Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer hat für einen kontrollierten Medikamenten-Verkauf im Internet plädiert.

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  • Wolfgang Stieler

Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) hat für einen kontrollierten Medikamenten-Verkauf im Internet plädiert. Das berichtet die Nachrichtenagetur dpa. "Aufgabe der Politik kann es nicht sein, den Verbraucher durch ein Verbot zu bevormunden", erklärte Fischer laut dpa anlässlich eines Expertengesprächs zu Medikamentenvertrieb im Internet am heutigen Mittwoch in Bonn. Noch sei aber der nötige Verbraucherschutz nicht gewährleistet. Ziel müssten hohe Sicherheitsstandards sein. Außerdem müssten faire Wettbewerbsbedingungen erhalten bleiben. Auch die Verbraucherverbände sprechen sich mittlerweile für Internet-Apotheken aus. Die Apothekerverbände hingegen wollen keinen Internet-Verkauf.

Zur Zeit ist in Deutschland der Versandhandel mit apothekenpflichtigen Arzneimitteln über das Internet verboten und mit Strafe oder Bußgeld belegt. Auf seiner Website warnt das Bundesgesundheitsministerium vor dem Kauf billiger Medikamente im Web, es sei "nicht nur kurzsichtig, sondern auch äußerst gefährlich, durch den Bezug von Arzneimitteln im Internet sparen zu wollen". Bundesgesundheitsministerin Fischer hatte sich allerdings bereits im Juli für eine Änderung des Arzeneimittelgesetzes ausgesprochen.

Der Medikamenten-Verkauf im Internet solle freigegeben werden, betonte auch Thomas Isenberg von der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV). Eine Änderung des Arzneimittelgesetzes sei dafür nötig. Allerdings müssten für Versandapotheken bestimmte Qualitätskriterien gelten. Damit müsse den gesundheitlichen und finanziellen Risiken durch Medikamentenbestellung per Mausklick vorgebeugt werden. Mit dem Pillen-Kauf im Internet könnten die Verbraucher aber die Vorteile des EU-Binnenmarkts nutzen. Viele Medikamente würden im Internet bis zu 60 Prozent preisgünstiger angeboten. Dies schone nicht nur die eigene Kasse, sondern auch die Finanzen der gesetzlichen oder privaten Krankenversicherungen.

Dagegen lehnet die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) den Internet-Versandhandel mit Arzneimitteln weiterhin ab. Der deutsche Gesetzgeber habe "erst 1998 ein Versandhandelsverbot bei Arzneimitteln beschlossen, dass vollumfänglich mit der EU-Gesetzgebung im Einklang steht", heißt es in einer Presseerklärung des Verbandes. "Dieses Verbot existiert, wenn auch mit kleinen Variationen, in 12 von 15 EU-Staaten". Das Internet sei "in keiner Weise geeignet, diese Verbraucherschutzgesetze überflüssig zu machen". Auch die "vermeintliche Preiswürdigkeit" des Internet-Versandhandels sei "ein Trugschluß", da Internethändler nahezu ausschließlich nur hochpreisige Produkte kostengünstiger anbieten würden: "Wären Internethändler wie öffentliche Apotheken verpflichtet zur flächendeckenden Lieferung aller Arzneimittel im Markt sowie zu den gesetzlich vorgeschriebenen Dienstleistungen der Apotheken, so wären sie nicht konkurrenzfähig". Seit einigen Monaten klagt der Apothekerverband gegen die niederländische Internet-Apotheke DocMorris, die auch Medikamente nach Deutschland ausliefert. (wst)