Gewerkschaft hält IT-Ausstattung der Schulen für beschämend
Der Digitalpakt zwischen Bund und Ländern ist wieder ins Stocken geraten. Dabei ist mehr Geld für Computer in Schulen laut einer Gewerkschaft dringend nötig.
Der Bund sollte seine Milliardenzusage für die Digitalisierung der Schulen aus Sicht der Lehrergewerkschaft GEW so schnell wie möglich einlösen. Die mangelhafte Ausstattung mit IT-Hardware und Netztechnik mache die Umsetzung des sogenannten Digitalpakts mit den Ländern immer dringlicher, sagte der rheinland-pfälzische GEW-Vorsitzende Klaus-Peter Hammer. "Im internationalen Vergleich muss man sich schämen, wenn man sich die Digitalisierung an den Schulen anschaut."
"Fast auf Drittweltniveau"
Der Handlungsbedarf sei extrem groß, sagte Hammer der Deutschen Presse-Agentur. "Um überhaupt digital arbeiten zu können, bringen die Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler ihre private Hardware in die Schule mit." Moderne Schulgebäude mit flächendeckendem WLAN könnten in vielen Kommunen nicht finanziert werden. "Da sind wir fast auf Drittweltniveau."
Die Verantwortlichen in Bund und Ländern müssten jetzt endlich einen Weg finden, "damit das Kooperationsverbot überwunden wird und die Länder die Mittel bekommen", sagte Hammer. Aus dem Landeshaushalt allein könnten die dringend nötigen Investitionen nicht gedeckt werden. Der bereits 2016 angekündigte Digitalpakt mit zugesagten Bundesmitteln von insgesamt fünf Milliarden Euro müsse jetzt endlich umgesetzt werden. "Bekenntnisse nützen gar nichts. Wenn wir Vorreiter sein wollen, dann muss auch Geld fließen", sagte der Gewerkschafter.
Gezerre zwischen Bund und Ländern
Da die Bildung Ländersache ist, ist die Zuweisung der Bundesmittel von einer Grundgesetzänderung abhängig. Der Bundestag hat diese bereits mit Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen. Der Bundesrat will aber den Vermittlungsausschuss anrufen, da sich die Länder gegen die vorgesehene Finanzierung künftiger Bildungsausgaben wehren. "Wir haben immer gesagt, dass eine Lockerung des Kooperationsverbots nicht damit einhergehen darf, dass die Bildungshoheit der Länder ausgehöhlt wird", sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).
Die Digitalisierung sei kein Selbstzweck, betonte Hammer. Wichtig sei eine breite pädagogische Diskussion darüber, wie an den Schulen mit digitalen Medien gearbeitet werden solle. Dabei eröffneten sich neue Möglichkeiten, um vom Frontalunterricht wegzukommen, gemeinsames Lernen voranzubringen, etwa um kritisch mit Informationen im Netz umzugehen, sagte Hammer. Auch könnten digitale Medien eingesetzt werden, um Schüler mit einer Beeinträchtigung stärker in den Unterricht einzubeziehen und individuell zu fördern.
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(tiw)