Googles Gemini-Chatbot bekommt ein Gedächtnis, aber nur für zahlende KI-Kunden

Gemini Advanced kann sich nun persönliche Dinge der Nutzer merken und für spätere Gespräche darauf zurückgreifen. Das bleibt KI-Abonnenten Googles vorbehalten.

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Roboter zeigt mit dem Finger auf seinen Kopf

(Bild: Tatiana Shepeleva/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Googles KI-Chatbot Gemini hat eine Erinnerungsfunktion bekommen. Im Gedächtnis dieser Künstlichen Intelligenz können Daten und Vorlieben der Nutzer gespeichert werden, sodass Antworten persönlicher wirken und individuell zugeschnitten sind. Google selbst bezeichnet die Antworten des KI-Chatbots mit gespeicherten Erinnerungen als "hilfreicher und relevanter". Diese Funktion wirft allerdings auch Fragen auf, etwa zum Datenschutz.

Vor mehr als einem Jahr hatte Google bereits angekündigt, dem damals noch Bard genannten KI-Chatbot eine Erinnerungsfunktion für personalisierbare Antworten zu spendieren. Bislang konnte sich Gemini allerdings keine Gesprächsinhalte merken, nur Informationen etwa zur Sprache, dem Gerät und dem Standort. Das ändert sich nun, sodass Google jetzt der Konkurrenz nachzieht. Denn bereits Anfang 2024 hat OpenAI Memory für ChatGPT eingeführt und seinem KI-Chatbot ein Gedächtnis verpasst.

Gemini kann sich jetzt etwa daran erinnern, welche Vorlieben der Nutzer beim Abendessen hat, sodass Antworten auf Restaurantempfehlungen Wochen später darauf zugeschnitten sein sollten. Was sich der KI-Chatbot merken soll, lässt sich explizit angeben, etwa mit Phrasen wie "Vergiss nicht" oder "Ich kann nur" oder "Nenne immer". Die Funktion kann laut Google auch abgeschaltet und Erinnerungen können vom Anwender einzeln gelöscht werden.

Allerdings ist die Erinnerungsfunktion bislang nur in englischer Sprache verfügbar und auch nur im Browser. Die mobilen Gemini-Apps für Android und iOS haben noch kein Gedächtnis. Zudem beherrscht ausschließlich "Gemini Advanced" diese Funktion, es wird also ein "Google One AI Premium-Abo" vorausgesetzt. Das kostet derzeit 21,99 Euro pro Monat und bietet neben dem erweiterten KI-Chatbot auch mehr Cloud-Speicherplatz (2 TByte). Die Memory-Funktion von ChatGPT ist dagegen seit Anfang September für alle Anwender kostenfrei nutzbar.

Gemini Advanced

(Bild: faraz0x)

Die Frage ist aber auch, ob Google die gespeicherten Erinnerungen der einzelnen Nutzer etwa für das Training seiner KI-Sprachmodelle verwendet. Eine entsprechende Anfrage von TechCrunch verneinte Google und erklärte wörtlich: "Ihre gespeicherten Informationen werden niemals weitergegeben oder zum Trainieren des Modells verwendet."

Damit soll die Privatsphäre des Anwenders gewährleistet bleiben, denn bereits vor fast einem Jahr ließ sich ChatGPT mit einem Wortwiederholungs-Trick Trainingsdaten entlocken. Trotzdem gibt es Kritik an der Speicherung teils sensibler Nutzerdaten durch KI-Chatbots. Das sei eine Datenschutzkatastrophe, OpenAI sei richtig dreist mit der Memory-Funktion von ChatGPT. Dies sei die Fortsetzung von personalisierter Werbung, aber datenschutztechnisch mindestens genauso schlecht, wenn nicht sogar schlimmer.

(fds)