Grafikspezialist ATI verzeichnet Verluste

Der Grafikspezialist ATI geriet in seinem dritten Geschäftsquartal (März bis Mai 2000) unter Druck: Der weltweite Umsatz sank um 4,6 Prozent von 302 Millionen im gleichen Zeitraum 1999 auf nun 282,2 Millionen US-Dollar. Zudem drückten eine Sonderabschreibung über 64 Millionen US-Dollar sowie Marketingaktionen für 24,3 Millionen das Ergebnis. Im dritten Quartal machte ATI, ohne Berücksichtigung einmaliger Ausgaben für Firmenübernahmen, 23,1 Millionen US-Dollar Verlust, verglichen mit einem Gewinn von 35,9 Millionen US-Dollar im gleichen Quartal des Vorjahrs. ATIs Aktienkurs sackte prompt um über 5 Prozent ab.

Einige Zahlen im Geschäftsbericht offenbaren, wo der Schuh drückt: Zwar verbesserte sich der Absatz im asiatisch-pazifischen Raum, aber in Nordamerika und Europa sank der Umsatz. Interessanterweise hat ATI mit "Components" (Grafikchips) mehr erlöst (von 88 auf 122 Millionen US-Dollar), dafür aber bei "Boards" (Grafikkarten) einen Rückgang einstecken müssen (von 214 auf 163 Millionen US-Dollar). Dafür dürfte unter anderem die starke Konkurrenz der vielen 3D-Kartenhersteller verantwortlich sein, die etwa Nvidias Riva-TNT2- und GeForce-Chips einsetzen. Neben dem andauernden Preiskampf auf dem 3D-Board-Markt sieht ATI einen weiteren Grund in der seit einigen Monaten herrschenden Knappheit von Elektronikbauteilen, die etwa Kondensatoren und Flash-Speicher betrifft – beides Komponenten, die in jedem PC und auf jeder Grafikkarte zum Einsatz kommen.

Nachdem Nvidia nun auch seinen Anteil am OEM-Geschäft mit dem GeForce 2 MX steigern will, könnte ATI auch von dieser Seite Ungemach drohen. Allerdings zeigt man sich zuversichtlich, ab Juli mit dem Radeon-Chip Nvidias gegenwärtiger Vorherrschaft wirksam entgegentreten zu können. ATI erwartet jedoch für das vierte Geschäftsquartal, das in den umsatzmäßig flauen Sommer fällt, noch keine wesentliche Besserung. Erst zum Jahresende hin soll sich die Situation entspannen. (ea)