Großbritannien: Codekarte aus dem Laden soll Zugang zu Online-Pornographie öffnen
In Großbritannien soll Pornographie im Internet künftig nicht mehr für Minderjährige zugänglich sein. Damit Erwachsene solch einen Zugang nicht nur per Kreditkarte freischalten können, soll es auch anonyme Freischaltkarten geben.
Internetnutzer in Großbritannien sollen künftig im Laden um die Ecke einen Code kaufen können, mit dem sie sich den Zutritt zu pornographischen Inhalten freischalten können. Das berichtet der Telegraph unter Berufung auf eine Quelle im British Board of Film Classification (BBFC), das für die Altersfreigabe von Filmen und Spielen zuständig ist und nun auch die geplanten Porno-Sperren definieren und prüfen soll. Deren Einführung war mit der Digital Economy Act gesetzlich gefordert und die BBFC im Februar beauftragt worden, deren Ausgestaltung festzulegen. Das Gesetz legt fest, dass Anbieter sicherstellen müssen, dass pornographische Inhalte nur Nutzern zugänglich sind, die 18 Jahre oder älter sind.
Verifizierung mit Kreditkarte
Wie der Telegraph nun erläutert, sollen Seiten mit pornographischen Inhalten mit traditionellen Methoden überprüfen, dass ihre Nutzer das festgelegte Mindestalter erreicht haben. Dazu könnten sie beispielsweise die Vorlage einer Kreditkarte verlangen. Gegen den ausschließlichen Rückgriff auf solche Daten hatte es aber Proteste gegeben. Immerhin müssten die Nutzer dann derart sensible Daten an die Inhalteanbieter weitergeben, die diese dann wiederum hinreichend schützen müssten. Wie problematisch ein Versagen sein kann, hatte der Hack des Seitensprungsportals Ashley Madison gezeigt.
Ein in Geschäften angebotener Freischaltcode könnte als Ergänzung eine anonyme Möglichkeit bieten, den Zugang zu Pornoseiten freizuschalten. Verkäufer könnten zur Verifizierung des Alters aber einen Blick auf den Reisepass oder den Führerschein verlangen. Die danach ausgehändigte Karte könnte 10 Pfund (rund 11 Euro) kosten, schreibt die britische Zeitung. Damit könnten dann außerdem auch andere altersbeschränkte Waren wie beispielsweise Alkohol erworben werden. Insgesamt könnte die Option vor allem für solche Nutzer interessant sein, die ihre Daten nicht an Pornoseiten weitergeben wollen.
Kritik von Bürgerrechtlern
Der britische Gesetzgeber hatte vergangenes Jahr festgelegt, das ab dem Frühjahr 2018 Systeme zur Altersverifizierung eingeführt sein sollten, damit Minderjährige online keinen Zugang zu pornographischen Inhalten haben. Später wurde die Umsetzung aber auf Ende 2018 verschoben und nun soll das BBFC festlegen, welche Methoden zur Altersverifizierung gesetzeskonform sind. Dazu hat die Behörde eine Konsultation begonnen. Was am Ende eingeführt werden wird, muss sich also noch zeigen. Alec Muffett von der Open Rights Group jedenfalls ist überzeugt, dass Jugendliche das System am Ende trotzdem überwinden und dass die Älteren durch Hacks ihrer Daten bloßgestellt werden. (mho)